Thesen zum Bürgerforum 1: Bildung

  1. Ist (Weiter-) Bildung ein Recht oder eine Pflicht?
  2. Altern und Bildung sind ein lebenslanger Prozess. Positive Lernerfahrungen  in der Jugend sind  Voraussetzung für Lernmotivation im Alter. Altern und Alter sollten  Lerninhalte in Schule und Ausbildung sein!
  3. Bildung  braucht gute Rahmenbedingungen: Orte in Reichweite- öffentliche  für Ältere zugängliche Transportwege – Kosten entsprechend Einkommen-  neue Formen der Angebote (Lernen/Bildung mehr mit Kommunikation und sozialem Miteinander verbinden), Zugang zu gesellschaftsrelevanten  Themen (z.B. Zugang zu neuen Medien) kostenfrei für alle. Diese Rahmenbedinungen sind von der Politik aktiv zu gestalten!
  4. Recht auf Bildung für  ältere Menschen mit Behinderungen (sehen, hören, gehen), Entwicklung barrierenfreier Bildungsmöglichkeiten  und auch Bildungsmöglichkeiten zuhause über die neuen Medien.
  5. Stärkung der Lernmotivation , v.a. von Menschen mit wenig Weiterbildungsinteressen, durch Angebote im Nahbereich, die an ihren Interessen ansetzen
  6. Stärkung  der Selbstorganisation des Lernens  nach eigenen Interessen,  Aufbau sozialer  Netzwerke. Bildungsoffenheit  und Freiwilligenarbeit stehen in hohem Zusammenhang
  7. Gebraucht werden Bildungsberater für das Alter in Firmen,  Krankenkassen, etc, die Ältere auf die nachberufliche Phase vorbereiten bzw. ihnen Wege zur Weiterbildung und neuen Tätigkeitsfeldern aufzeigen.
  8. Die Politik ist gefordert ein „Bündnis für Lebenslanges Lernen“ über alle Bildungseinrichtungen und Bildungsformen (formell, informell) hinweg zu initiieren und entsprechenden finanziell auszustatten.

11 Antworten zu “Thesen zum Bürgerforum 1: Bildung”

  1. Bischoff, Ursula 27. Februar 2011 um 17:57 #

    Was meisten unbeachtet bleibt, ist welche Faktoren im Ablauf eines Frauenlebens sich besonders prägend ausgewirkt haben und ob sie im Bewußtsein noch aktuell sind. Die Mutterphase muss heutzutage nicht bis ins Großmutteralter reichen. Wenn eine Frau mit ca. 25 Jahren, nach abgeschlossener Berufsausbildung Kinder bekommt, sind diese nach 20 Jahren etwa selbständig, sie brauchen keine “Mama” mehr und wenn darauf bestanden wird, verhindern sie, dass Mama die Mutterrolle ohne Gewissensbisse ablegen kann und sich auf dem weiten Betätigungsfeld von heute umsehen, bzw. ausbilden lassen darf.

  2. Christel Freitag-Wagner 28. Februar 2011 um 18:58 #

    Zur Finanzierung der Rahmenbedingungen:
    Es würde die öffentlichen Haushalte überfordern, Bildungsangebote für ältere Menschen kostenfrei zu machen. Ein einkommensabhängiger Zugang würde eine nicht praktikable Uberprüfung erforderlich machen.

  3. Hanns Hanagarth 28. Februar 2011 um 23:09 #

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass einem Menschen vorgeschrieben wird, beispielsweise seine Herzensbildung auszuprägen. Oder bestimmte Fähigkeiten in musischer Hinsicht zu entwickeln. Der Bildung liegt ein individueller Wunsch zugrunde. Deshalb kann es eine Pflicht zur Bildung nicht geben.

  4. Manfred, Ulm 1. März 2011 um 12:49 #

    In diesem Zusammenhang geht es aus meiner Sicht nicht um die Allgemein-Bildung, sondern um Weiter-Bildung, die entweder beruflich oder persönlich geprägt sein wird.
    Ein anderer Aspekt der Bildung ist aber auch das Weitergeben von Wissen und Erfahrungen an die jüngeren Generationen.
    Ich könnte doch Gutscheine für meine Freiwilligenarbeit bekommen, die ich dann wiederum für Bildungsangebote verwenden kann.
    Letztes Jahr nahm ich eine ‘Bildungsprämie’ in Anspruch und besuchte einen Kurs, was sonst nicht möglich gewesen wäre.

  5. barbara Heinze 15. März 2011 um 11:12 #

    Aus meinen Erfahrungen mit Seniorinnen schließe ich, dass Bildung von den meisten Frauen gewünscht ist. In der Regel war es aber den Seniorinnen in der Jugend nicht möglich, weiterreichende Bildung zu bekommen, denn weniger als 10% konnten z.b 1965 Abitur machen oder studieren. Über Kinder und Enkelkinder erfahren sie, dass sie Defizite haben. Der Wille ist also da, aber es fehlt an Selbstbewußtsein, diese Defizite sich und anderen gegenüber zuzugeben und sich in entsprechende Bildungs-Einrichtungen für Erwachsene/Seniorinnen zu begeben. Viele hatten auch zu spät Zugang zu den
    IT-Medien erhalten, um mit Computern ausreichend vertraut zu werden. Das Bewußtsein
    für die Bedeutung der Bildung auch für Frauen ist aber in der Bevölkerung inzwischen
    weit verbreitet und Bund, Land und Stadt tragen dem Rechnung. Heute morgen erfuhr
    ich im Radio von Überlegungen, dass der Eintritt in Museen umsonst sein soll – eine
    richtige Debatte. Volkshochschulen und unser Zawiw in Ulm tun viel dafür, Seniorinnen Mut zu machen und an Bildung heranzuführen. Weiter so! Barbara

  6. Hanns Hanagarth 17. März 2011 um 13:53 #

    Hey, Barbara, ich finde Deinen Beitrag super. Aber warum sprichst Du “nur” von Seniorinnen? Heißt das, dass die (meisten) Senioren ja Bildung bekommen haben und folglich keine mehr benötigen? Das würde auch erklären, warum in Volkshochschulen etc. und beispielsweise in vielen ZAWiW-Arbeitskreisen der Seniorinnen-Anteil gegen 100% geht.

  7. Heinz Pfeiffer 24. März 2011 um 10:27 #

    Ich möchte das Thema Bildung einmal von einer anderen Seite her beleuchten. Bildung ist auch das Spiegelbild der aktuellen Situation einer Gesellschaft.
    In den vergangenen Jahrhunderten war es lange Zeit so, daß Bildung das Privileg einer schmalen Elite — sprich Adel und Klerus — verkörperte. Um dieses Privileg noch mehr zu untermauern und um sich gegen das einfache Volk abzuschirmen, wählte man Latein als die Sprache der Gebildeten und der Wissenschaft. Niemand hatte zwar jemals gehört wie diese Sprache gesprochen worden war. Aber man war gebildet, das genügte!
    Das änderte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts, auch bedingt durch die erste Industrielle Revolution. Aber noch um 1880 mußten deutsche Abiturienten Latein als Hauptfach wählen. 50% der Prüfung wurde mündlich in Latein abgehalten!!! Dennoch war der Trend Bildung allen Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen nicht mehr aufzuhalten.
    Unsere Generation hat je nach Standpunkt die dritte oder vierte Industrielle Revolution erlebt. In unserer Zeit wurde die Öffnung des Bildungssektors für alle Bevölkerungs- schichten erreicht. Die Entwicklung des elektronischen Sektors ist ebenfalls ein Produkt UNSERER Epoche. Ohne diese Entwicklung wären die Globalisierung mit all ihren Chancen und Risiken und das Aufkommen der englischen Sprache als kommunikatives gobales Medium niemals möglich geworden. Das lebendige Beispiel für diese Sichtweise sind die Ereignisse inTunesien und Ägypten.
    OHNE DIESE ENTWICKLUNG WÄRE ABER AUCH UNSER PROJEKT NIEMALS MÖGLICH GEWORDEN!!!
    In Bezug auf Bildung stellt jede Generation den augenblicklichen Endzustand und gleich- zeitigen Höhepunkt einer jahrhunderte langen Entwicklung dar. Unsere Kinder wurden in diese Situation hineingeboren. Sie haben gelernt, in ihrem Alltag mit dem umzugehen, was wir mühsam erlernten. Aber die Entwicklung wird weitergehen. Wir werden neue Technologien erfinden. Wenn wir als Gesellschaft überleben wollen, müsen wir Formen des Zusammenelbens haben, die den Menschen wieder stärker in den Mittelpunkt stellen.
    Und was hat das alles mit unserem Projekt zu tun?
    Ich fände es einfach wichtig, daß wir miteinander darüber reden, was Bildung für uns in unserer Situation als Senioren bedeutet. Für mich ist Bildung nicht nur geistige Nahrung. Ich habe schon immer sehr viel mit meinen Händen gemacht. Und mich interessiert, wie unsere Projektpartner das sehen, die unter ganz anderen Bedingungen aufgewachsen sind, die nicht gelernt haben frei zu diskutieren, was für uns eine Selbstverständlichkeit ist.

  8. Carmen Stadelhofer 26. März 2011 um 16:00 #

    Hallo, Hanns, du hast recht, es ist auch in der Seniorenbildung wichtig, die geschlechsspezifische Komponente zu berücksichtigen. Wie Barbara schreibt, hatten viele ältere Frauen schlechte Bildungsbedingungen und zum Teil auch -erfahrungen, die den Lebenslauf und die Einstellung zum Lernen präg(t)en. Man könnte jedoch aus der stärkeren Präsenz der Frauen in Weiterbildungsangeboten auch die Schlussfolgerung ziehen, dass ältere Frauen kommunikativ und lernbegierig sind und bereit, im Alter noch etwas Neues zu wagen und sie deswegen insgesamt betrachtet verstärkt in den allgemeinen Weiterbildungsangeboten zu finden sind, während die Männer …..
    Übrigens stimmen deine Aussagen für das ZAWiW nicht. In den Akademiewochen sind seit vielen Jahren ca 42 % der Anwesenden Männer (das war allerdings am Anfang nicht so, daran haben wir gearbeitet!), in den Arbeitskreisen Forschendes Lernen gibt es Gruppen, in denen (fast) ausschließlich Männer oder (fast) ausschließlich Frauen sind und Arbeitskreise, wo beide Geschlechter ungefähr gleich vertreten sind.

    • Jasminka Rac 8. April 2011 um 08:34 #

      Hallo Carmen, hallo Hans, Ich habe unter anderen Bedingungun als sie aufgewachsen,Wir Kroaten haben eine junge Demokratie, aber fuer uns war die Ausbidung immer sehr wichtig. Doch , wir dachten, es ist nur fuer die juengere Leute. Heute denken wir anders. Man kann und muss sich weiter entwicklen.
      Ich bin einverstanden mit der Meinung von Carmen. Ich glaube, die Frauen sind staerkere und haben mehr Mut. In unserer Volkshochschue zwischen 1200 Teilnemmer sind nur 10 % die Maenner. Was haben sie gemacht um diese Tatsache zu aendern?
      Jasminka aus Zagreb