Thesen zum Bürgerforum 1: Freiwilligenarbeit

  1. Was ist Freiwilligenarbeit? Tätigkeiten, die zum Nutzen der Gemeinschaft oder Bedürftiger ohne Entgelt oder gegen Aufwandsentschädigung geleistet wird.
  2. Für Freiwilligenarbeit muss der dafür entstehende Aufwand den Freiwilligen vom jeweiligen Träger ersetzt werden.  Gleichzeitig soll jeder Träger die Möglichkeit haben, sich diese Aufwandsentschädigung über Steuergelder oder Ähnliches wieder zurückzuholen. Die Forderung an die Politik lautet also, mehr Geld für Freiwilligenarbeit den Trägern zur Verfügung zu stellen, damit diese Freiwilligenarbeit besser honorieren können.
  3. Zeiten der Freiwilligenarbeit sollen analog zu den Möglichkeiten zu Erziehungszeit auf die Rentenzeit angerechnet werden.
  4. Es soll ein verpflichtenden soziales Jahr für Jugendliche geben (nach Abschaffung des Wehr-/Zivildienstes). Ein Teil dieser Zeit soll in Alters- und Pflegeheimen abgeleistet werden.
  5. Es soll ein Angebot eines freiwilligen sozialen Jahres für Menschen im dritten Lebensalter  geben.

10 Antworten zu “Thesen zum Bürgerforum 1: Freiwilligenarbeit”

  1. Christel Freitag-Wagner 28. Februar 2011 um 18:47 #

    Ein verpflichtendes soziales Jahr würde scheinbar manche aktuellen Probleme lösen, wäre aber nur gegen erhebliche Widerstände und mit großem finaziellem und orgnisatorischem Aufwand durchführbar. Die vorgeschlagene allgemeine Verpflichtung ist durch den Arbeitsdienst und das Pflichtjahr im 3. Reich negativ besetzt.
    Deshalb wäre es sinnvoll, das soziale Jahr auf freiwilliger Basis zu belassen.

    • Hanns Hanagarth 28. Februar 2011 um 22:38 #

      Der Vergleich mit dem 3. Reich ist meiner Meinung nach heute nicht mehr stichhaltig.
      Ich halte die Verpflichtung zu einem sozialen Jahr für alle Jugendlichen für gerecht und für die eigene Lebenserfahrung bereichernd. Allerdings hat das dann in diesem Thema nichts mehr verloren, weil es eben nicht mehr freiwillig ist.

      • PaulBraun 10. März 2011 um 15:12 #

        Macht statt eines Pflichtjahres für junge Menschen ein Pflichtjahr für ältere Menschen nicht viel mehr Sinn?
        Junge Menschen werden durch Verkürzung der Schul- und Studienzeiten immer früher auf das Berufsleben fokusiert um im Wettbewerb mit anderen Ländern besser bestehen zu können (so argumentiert zumindest die Politik), da wäre ein Pflichtjahr kontraproduktiv. Ausserdem würden die jungen Menschen durch ein Pflichtjahr möglicherweise von ehrenamtlichen und sozialen Engagement eher abgeschreckt; derzeit sind viele junge Menschen zudem bereits bereit sich freiwillig zu engagieren. Ältere Menschen hingegen, die sich bisher nicht freiwillig engengagieren, werden es auch nicht mehr tun. Deswegen sollten ältere Menschen, die noch kein soziales und ehrenamtliches Engagement nachweisen können, zu einem Dienst für die Gesellschaft im Sinne von Langlebigkeit verpflichtet herangezogen werden.

  2. Manfred, Ulm 1. März 2011 um 12:37 #

    Freiwilligenarbeit besteht aus zwei Wörtern: freiwillig und Arbeit. Ich kann mich selbst entscheiden, was ich und wann ich es machen möchte.
    Für mich wäre es eine große Erleichterung, wenn es mehr finanzielle Unterstützung dafür geben würde – z.B. ein bedingungsloses Grundeinkommen, das manch Anderen auch solche Tätigkeiten ermöglichen könnte.
    Freiwillige soziale Arbeit halte ich sowohl für Jugendliche als auch für Ältere aus eigener Erfahrung für sehr bereichernd und Generationen-verbindend.

    • ROLF MUNZ 4. März 2011 um 21:26 #

      freiwillig hat aber einen ganz anderen Ursprung:

      FREI ODER AUCH FREIER UND WILLE

      und dann sieht die Sache ganz anders aus !!

  3. Manfred, Ulm 1. März 2011 um 12:52 #

    Ich könnte doch Gutscheine für meine Freiwilligenarbeit bekommen, die ich dann wiederum für Weiter-Bildungsangebote oder Freizeitgestaltung etc. verwenden kann.

  4. Hanns Hanagarth 3. März 2011 um 00:15 #

    Frage an Manfred: kannst Du mir das mit den Gutscheinen mal erklären? ich verstehe nicht, wie das funktioniert.

  5. Rolf-Peter König 7. März 2011 um 09:27 #

    Rolf Munz setzt mit seiner Sprachbetrachtung einen interessanten Impuls. Leider führt er nicht aus , wie “…anders die Sache dann…” aussähe.
    Spätestens seit der Aufklärung wissen wir, dass Freiheit nicht Zügellosigkeit meint, sondern dass Freiheit immer auch Verantwortung und Verpflichtung bedeutet, also mit einem moralischen Impetus versehen ist, der sich auf das soziale und politische Umfeld bezieht, das diese Freiheit erst ermöglicht bzw. garantiert, nämlich die demokratisch verfasste Gesellschaft. Der freie Wille ist folglich immer eingebunden in die soziale Gemeinschaft und muss das Wohl und den Erhalt eben dieser Gemeinschaft wie auch das ihrer Mitglieder im Auge behalten. Ist dies unstrittig, ist Freiwilligenarbeit eigentlich nicht der Beliebigkeit jedes einzelnen überlassen, sondern quasi eine moralische Verpflichtung, es sei denn, es stehen dem übermächtige “Naturzwänge” entgegen. Das kann aber nicht bedeuten, dass dies etwa zum Nulltarif oder unter Einsatz eigener materieller Mittel geschieht. Moralische Verpflichtung meint nicht bedingungslosen Altruismus.

  6. Heinz Pfeiffer 30. März 2011 um 17:45 #

    Rolf-Peter, ich kann deiner Definition der ehrenamtlichen Arbeit nur zustimmen. Bleibt aber die Frage zu beantworten, ob wir das heute noch so hinkriegen. Bei meiner Sichtweise müßten Anreize geschaffen werden, um die Leute von einem Engagement für die Gesellschaft zu überzeugen. Die Frage, ob Ehrenamt in jungem Alter oder für Senioren stellt sich für mich nicht. Ich möchte es näher erläutern.

    In der Regel gehen junge Leute heute im Alter zwischen 16 und 20 Jahren von der Schule ab, um eine Berufsausbildung zu beginnen. Warum wollen wir als Gesellschaft diesen Jugendlichen nicht die Berufswahl erleichtern, indem wir ihnen in Form von Praktika auf allen nur denkbaren Berufsfeldern ein Berufsfindungsjahr ermöglichen! Dieses Jahr wird sie später bei allen Bewerbungen in Form von Bonuspunkten begleiten.

    Die Norweger haben schon lange ein solches System. Junge Menschen genau dieser Altersgruppe können dort auf allen nur denkbaren Berufsfeldern ein praktisches Jahr machen, um neben ihren schulischen noch berufliche Qualifikationen zu erwerben. Dies hilft ihnen zunächst einmal bei allen Bewerbungen, wo sie denen gegenüber im Vorteil sind, die nichts gemacht haben.

    Warum sollte, auf unsere Verhältnisse übertragen, ein ähnliches System nicht auch möglich sein?

    Ganz anders verhält es sich bei uns Senioren. Wer heute im Alter von 60+ Jahren in den Ruhestand geht, hat ein arbeitsreiches Leben hinter sich und ist in der Regel materiell –noch– so weit abgesichert, daß er gut leben kann. Die Spannweite zwischen “noch etwas tun wollen” und “ich will meine Ruhe haben” ist gerade hier sehr groß. Es müßten Anreize geschaffen werden, um die Kompetenz dieser Leute für die Allgemeinheit zu nützen. Und wir dürfen die nicht vergessen, die etwas tun wollen, weil sie glauben Defizite ausgleichen zu müssen.

    Für mich stellt sich da wieder die Frage “Wie sieht es bei unseren Partnern aus?”