13 Okt 2010
Lodz Oktober 2010 Christl und Heinz Pfeiffer
1. Woche
Endlich funktioniert unser Internet-Anschluß, dank Ewa und Mirek!
Samstag, 09. Oktober
Die Reise verlief ohne Zwischenfälle. Die 120 km vom Flugplatz Warschau bis
Bahnhof Lodz, wo wir von Mirek abgeholt wurden, dauerte so lange wie die Reise von
Neuenbürg nach Warschau. Wir waren mit Flug Stuttgart -Warschau insgesamt
11 Stunden unterwegs.
Mirek brachte uns in eine gut eingerichtete, geräumige Appartementwohnung
mit Wohn- Eßzimmer, Schlafzimmer, Bad. Auf meine Frage wo wir denn am
Wochenende noch etwas zu essen bekommen, machte er den Kühlschrank auf.
Den hatte er bereits mit allem Nötigen gefüllt.
Sonntag, 10. Oktober
Heute nahm sich Ewa unser an. Sie zeigte uns alle für uns wichtigen Stationen in
Lodz, bemühte sich bei der Suche der für uns wichtigen Straßenbahn- und
Busverbindungen. Anschließend gingen wir noch in einem Supermarkt einkaufen.
Abends waren wir mit Mirek in der Ärztekammer zu einem Vortrag von russischen-
und Zigeunerliedern.
Montag, 11. Oktober
Gegen 9.30 Uhr holte Mirek uns ab. Wir fuhren zum Seniorentreff, wo wir mit
den maßgeblichen Leuten das Programm der kommenden drei Wochen
besprachen.
Abends waren wir mit Ewa in der Musikakademie bei einem Klavier- und
Liederabend mit Werken des Polnischen Komponisten Stanislaw Moniuszko
(1819-1872). Wir hatten von dem Mann zuvor noch nie gehört. Seine Musik ist
wunderschön.
Dienstag, 12. Oktober
Zusammen mit Mirek fuhren wir zum Gymnasium 43, um mit den dortigen
Deutschlehrern unser Programm zu besprechen.
Christl wird entsprechend der Jahreszeit mit den Schülern vom Herbst
ausgehend bis zur Zeit vor Weihnachten die Heiligen in diesem Zeitraum
besprechen und entsprechende Werkarbeiten dazu erstellen.
Ich werde versuchen den Schülern unsere nähere Heimat, den Schwarzwald,
unter verschiedenen Aspekten näherzubringen. Hierzu habe ich mehrere
DVDs mitgebracht. Vorgesehen ist dann, in Zusammenarbiet mit den
hiesigen Kollegen die Schüler in selbständiger Arbeit Regionen mit ähnlichen
Voraussetzungen in Polen finden zu lassen.
Am Nachmittag hätten wir im Forum unterrichten sollen, die Veranstaltung
fiel aber wegen fehlender Teilnahme aus. Hier lag ein Kommunikations-
fehler vor.
Christl und ich nutzten die Zeit, um uns zu Fuß und per Straßenbahn mit
dem Straßennetz von Lodz vor Ort vertraut zu machen. In einer Stadt mit
beinahe einer Million Einwohnern gar nicht so einfach!
Mittwoch, 13. Oktober
Und wieder fielen alle Veranstaltungen aus. Ein tragisches Busunglück
mit 18 toten Wanderarbeitern überschattete Lodz. Die Stadt hat daraufhin
alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt.
Mirek holte uns zu einer Rundfahrt in die Randgebiete von Lodz ab. Ich bin
jetzt zum dritten Mal in dieser Stadt, aber es ist für mich immer wieder
faszinierend zu sehen wie sie Zug um Zug saniert wird. Heute zeigte Mirek uns
ein riesiges Fabrikareal, welches Stück für Stück in Wohnraum umgewandelt
wird – und nicht abgerissen wurde! Da Lodz einmal eine reiche Stadt war, mit
viel Maschinenbau- und Textilindustrie, gab es nach dem Zusammenbruch
des Kommunismus entsprechend viele Bauruinen. Diese werden heute
soweit möglich saniert – für die Menschen!
Anschließend versuchten wir an der Universität des Dritten Lebensalters
einer Vorlesung über die Geschichte der Operette zu folgen!
Dann trafen wir uns mit Ewa, die mit uns zur Manufaktura fuhr, dem
größten ehemaligen Fabrikkomplex von Lodz. Heute ist das ein
wirklich riesiger Komplex mit Einkaufszentren, Kultur- und Freizeitangebot,
Restaurants, Cafes – allem was eine moderne Großstadt anzubieten hat! Und
das auch noch mit gutem Geschmack!
Donnerstag, 14. Oktober
Heute holte uns Eucebiusz gegen 9.30 Uhr ab, um uns die Villa Herbst zu zeigen,
die Privatresidenz jenes Industriellen, dessen Industrieanlagen uns Mirek am
Tag zuvor gezeigt hatte. Die Innenausstattung des Hauses ist vergleichbar mit der Größe
und dem Prunk, die man europaweit in den Schlössern von Adelshäusern zu
sehen bekommt, eben auch entsprechend dem Geschmack der Zeit.
Nachmittags waren wir in einer Tagespflege für alte Menschen.
Wir zeigten unseren Schwarzwaldfilm, dessen Text Mirek übersetzte und Christl stellte ihre Werkarbeiten vor, welche sie mit den alten Leuten das nächste Mal machen möchte.
Freitag, 15. Oktober
Um 10 Uhr waren wir in der Sprachschule “progress” verabredet. Dort warteten
nacheinander drei Deutschkurse auf uns. Wir stellten den Schwarzwald und uns
mit unserer Familie vor, machten jeweils eine Vorstellungsrunde mit denTeil-
nehmern und besprachen das Programm für die kommenden beiden Unterrichtseinheiten.
Viele der anwesenden Teilnehmer haben Kinder und auch schon Enkelkinder,
die in Deutschland arbeiten oder dort studieren. Von daher war ein großes
Interesse an der Sprache vorhanden, aber auch an dem, was wir über unser
Land und unser Leben erzählen konnten.
Schon gestern fiel uns auf, daß einige wenige Teilnehmer nur daran interessiert
waren zu erfahren, was deutsche Lehrer und vor allem Rentner verdienen.
Nur bin ich der Meinung, daß konkrete Zahlen zu nennen in diesem Zusammen-
hang ein riskantes Unterfangen ist, ohne daß die Leute unsere Lebensbedingungen
kennen. Das habe ich heute auch deutlich gemacht. Meine Beobachtung war auch,
daß es sich bei den Fragestellern um Menschen handelte, die auf mich einen
verbitterten Eindruck machten, die über keine Deutschkenntnisse verfügten.