3 Apr 2011

Reden, reden, reden (31. Maerz 11)

Geschrieben von cgrawert

Es ist ein einfaches Rezept gegen Einsamkeit , dem Gefuehl von Ausweglosigkeit und Verlassenheit. Reden, reden, reden - miteinander reden. Das ist das Angebot, das die Freiwilligenorganisation “Nie mehr allein”  (Non più sola) unter dem Dach von Cesvot am Krankenhaus Lotti in Pontedera praktiziert. Angesprochen werden alle, Patienten und Besucher. Im Besonderen aber kuemmern sich Anna, Laila und Daniela um an Brustkrebs erkrankte Frauen. Ihr Ziel: Die Todesrate bei dieser Tumorerkrankung weiter zu senken. Die Zahl der an Brustkrebs Neuerkrankungen liegt in Italien bei rund 40.000 pro Jahr.

Zu diesem  umfangreichen Programmpunkt waren Heide, Ilse und ich wieder einmal in das etwa 20.000 Einwohner zaehlende Pontedera per Bahn aufgebrochen.

Laila wartete bereits mit ihrem wohlsortierten Buecherwagen. Etwas fuers Gemuet, Krimis, Science Fiction oder Kinderbuecher, auch Zeitungen, fuer jeden Geschmack gab es etwas, auch in franzoesich, englisch oder auch arabisch.  Sie und eine ihrer Kolleginnen, alle ehrenamtlich taetig, gehen durchs Haus und bieten den Lesestoff an. “Es ist wichtig fuer uns, Kontakt zu bekommen und zu reden,” erklaert sie . Ihr Service werde so gut angenommen, dass der Kioskbetreiber im Krankenhaus eifersuechtig sei. Er kònne dann keine Zeitungen mehr verkaufen, so seine Klage.

Nicht auf  Zufall, sondern auf System basiert “Nie mehr allein”. Laila geht in die chirurgische Abteilung A zu den Frauen, die an Brustkrebs operiert worden sind, berichtete sie. Dort bietet sie sich und ihre Organisation als  Ansprechpartner  und “Auffangbecken” fuer alle Probleme an, die eine Brustkrebsoperation fuer Frauen mit sich bringen kann. Und Sorgen und Schwierigkeiten sind vielfaeltig, angefangen von den psychologischen bis hin zu familiaerenVerwerfungen wie auch kosmetischen Veraenderungen.

 Das weiterfuehrende Angebot, so wurden uns Dreien von Anna in einem ausserhalb des Krankenhauses liegenden Buerokomplex vorgestellt, umfasst psychologische wie auch kosmetische Loesungen. Dazu gehoere  die Bereitstellung von kostenlosen Peruecken fuer die Frauen, die durche Chemotherapie ihre Haare verloren haben. Ermoeglicht wird dieser fuer die betroffenen Frauen kostenloser Service, ebenso wie eine unendgeldliche psychologische Beratung durch eine entsprechende Bescheinigung des Krankenhauses von Pontedera. Ausserdem gehoert eine kosmetische Beratung zur Abrundung des Angebots: “So schoen wie eh und jeh”, sollen die Frauen aussehen – und sich entsprechend besser fuehlen.

Die umfassende onkologische Betreuuen von Pontedera ist uebrigens Bestandteil eines Netzwerkes zur onkologischen Betgreuung in der Toskana (Instituto Toscano Tumori).

Giorgio mit blauem Kragen

Giorgio hatte uns im Krankenhaus mit Laila gesehen und sofort reagiert. ” Ich gehoere zur Association Volontari di Ospitali”, erklaerte er stolz zu einer weitern ehrenamtlichen Organisation. Bei dieser Freiwilligeneinrichtung, die es in den Krankenhaeusern in ganz Italien gebe,  sei er bereits seit 20 Jahren. Er und seine Mitstreiter sind leicht zu erkennen: Sie tragen weisse Kittel mit hellblauem Kragen. Sie kuemmern sich um Alleinstehende, Kranke und Einsame, helfen den Kranken beim Essen und besorgen fuer die Aermsten Waesche und Kleidung. Sie finanzieren dies durch eine Eigenspende von zehn Euro pro Jahr. Giorgio ist zufrieden: “Auch ich gewinne dadurch viel fuer mich selbst.”

Gymnastik,  sanft aber wirksam

Nicht nur mentale und praktische Hilfe, auch ein koerperliches Fitnessprogramm wird den Frauen nach Brustkrebs geboten. Das haben Heide, Ilse und ich in einem Gemeinschaftszentrum gemeinsam mit Anna praktiziert. ( Anna macht dies regelmaessig.) In kleinen, aber wirksamen gymnastischen Uebungen werden Hals, Arme, Beine und Haende bewegt und entspannt. Und das, was mit zur Entspannung gehoert, ist ebenso wirksam: Es wird ueber dies und das geredet, geklatscht, getratscht und gelacht.

Christa Grawert-Wagner

 

 

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