18 Mai 2011
Alvar Aalto – zum Dritten
Dienstag, 17. Mai 2011
Für heute hatten sich Lisa und Aulikki in zwei Kulturlotsen verwandelt, um uns ins Alvar-Aalto-Museum von Jyväskylä, 1973 von Alvar Aalto konzipiert und erbaut, zu begleiten. Mit diesem Museum hat die Stadt ihrem berühmten Sohn ein würdiges Denkmal geschaffen. Hier ist die Entwicklung des Architekten und Designers von ihren Anfängen, als die Familie von Kuortane nach Jyväskylä übersiedelte, über die verschiedenen Schaffensperioden bis hin zu seiner weltweiten Anerkennung und Berufung zu großen Projekten und schließlich zu seinem Tod hervorragend dokumentiert. In vielen Zeichnungen und Modellen wird das Genie Alvar Aaltos und seine weltweite Wirkung aufgearbeitet und durch viele Zeittafeln, Poster, persönliche Notizen und Gegenstände sowie Fotos eindrucksvoll veranschaulicht.
Es wird unter anderem deutlich, dass Aalto keine Berührungsängste hinsichtlich seiner Auftraggeber hatte, und so schuf er z.B. für die kommunistische Partei einen Kulturpalast, andererseits auch viele Kirchen, u.a. die von Muurame in der Nähe Jyväskyläs, im In- und Ausland. Mit Stolz präsentiert man hier vor allem aber die großen Projekte in der eigenen Stadt wie in ganz Finnland, so etwa das Verwaltungs- und Kulturzentrum von Jyväskylä, wie eben dieses von Helsinki, von denen jeweils leider nur Teile realisiert wurden, in Jyväskylä das Theater, in der Hauptstadt die Finnlandia-Halle.
Aber wir erleben hier nicht nur den Architekten, sondern auch den Designer Alvar Aalto, dessen diesbezügliches Schaffen eine unglaubliche Bandbreite aufweist.Vom Türgriff über Lampen, Tapeten und Vorhänge, bis hin zu kompletten Zimmermöblierungen, nichts war vor seinem kreativen Zugriff sicher, wenn es darum ging, die von ihm geschaffenen Räume auch auszugestalten. Und es gibt kaum ein öffentliches Gebäude, ob Schule oder Bibliothek, in dem man nicht dem berühmten dreibeinigen Alvar-Aalto-Hocker begegnet.
Wieder einmal sind wir beeindruckt von der Tatsache, dass es Aalto nahezu spielerisch gelingt, eine überzeugende Einheit von Funktion und Form mit höchstem ästhetischen Anspruch zu schaffen und dabei gleichzeitig den Menschen im Austausch mit seiner Umgebung, mit der Natur, in den Mittelpunkt seiner Konzeption zu stellen.
Obwohl es Aalto immer zurückgewiesen hat, dass man ihn als Künstler bezeichnet, erfahren wir hier anhand einiger Exponate von Öl-, Acryl- und Aquarellbildern auch etwas über diese Seite des Genies. Wie wichtig der Stadt und den Museumsleuten das Gedächtnis an diesen Giganten ist, der vielfache Kontakte zu allen Großen seines Genres und seiner Zeit pflegte und von ihnen auch wichtige Impulse empfing, lässt sich an der Sorgfalt und Präzision der Ausstellung ablesen, die auch eine museumspädagogisch gut aufbereitete Ralley für Kinder und Jugendliche anbietet. Obwohl in der Vergangenheit mit diversen Aufgaben bedacht, widmet sich heute das Museum ausschließlich der Erhaltung und Förderung des Lebenswerks von Alvar Aalto.
Auch unseren beiden Kulturlotsen, Lisa und Aulikki, war anzumerken, dass sie nach unserem Rundgang, obwohl sie das Museum bereits kannten, nicht unbeeindruckt geblieben waren und wir sie mit unserer Begeisterung offensichtlich angesteckt hatten. Und wenn wir vieles aus Finnland nach unserer Rückkehr wieder vergessen haben mögen, Alvar Aalto wird im Gedächtnis bleiben.