Bauen, wohnen, leben – im Mittelalter und in der Gegenwart
von Liane Rohn
Mittelalter und Gegenwart gegenüber zu
stellen, scheint zunächst etwas kühn, denn allein schon die großen
Gegensätze der Lebensverhältnisse prägten das Mittelalter. Was also
fasziniert uns am Mittelalter gegenüber der Gegenwart?
Wohlstand und
Bescheidenheit
Während Adelige und reiche Bürger ihre
Herrensitze und Stadtwohnungen zur Demonstration von Macht und Wohlstand
nutzten, lebte der Großteil der Bevölkerung in äußerstem Elend.
Eines hatten im MA Schlösser, Burgen, Stadthäuser oder Bauernhöfe
gemeinsam: sie waren dunkel, feuchtkalt und stanken nach Rauch.
Auch der Mangel an Privatsphäre war ein Merkmal mittelalterlichen
Wohnens. In kleinen Häusern und Hütten der einfachen Menschen lebten
mehrere Generationen auf engstem Raum, Eltern und Kinder in einer
Kammer.. Aber auch wohlhabende Adlige waren in ihren Herrensitzen fast
nie allein. Dienstboten folgten ihnen auf Schritt und Tritt, nahmen
ihnen alle erdenklichen Verrichtungen ab, der Nachteil am Gewinn aller
Bequemlichkeit war der Verlust an Privatleben.
Bautypen im Mittelalter
Quelle: Wikipedia
Das Mittelalter war nicht nur eine Zeit der Kirchen und Kathedralen,
sondern vor allem der Burgen und Schlösser, Wehrbauten, die
gleichermaßen als Wohnburgen anstelle der Fluchtburgen traten.
Die Stadthäuser ähnelten eher den Haustypen, wie sie auf dem Lande
verbreitet waren. Vieh wurde in den Häusern gehalten, Mensch und Tier
unter einem Dach, sodass, wie schon erwähnt, der Gestank vom Rauch
zusätzlich vom Vieh die Räume erfüllte.
In den Städten, von einer Mauer umschlossen, gab es für die Häuser
weniger Raum, sodass Etagenbauten angesagt waren, was zwar Raumgewinn
brachte, verhinderte aber Lichteinfall in die düsteren Gassen.
In den Bauernhäusern war es meist dunkel. Die kleinen als Fenster
dienenden Öffnungen waren als Schutz vor Kälte und Wind mit einem
Geflecht aus Weiden oder einem hölzernen Gitter verschlossen. Raum stand
mehr zur Verfügung als die eng aneinander gebauten Stadthäuser.
Heute bauen wie früher
In unserer heutigen Zeit geht der
Wunsch von Bauherrinnen und Bauherren immer stärker dahin mit
ökologischem, geschichtlichem Baumaterial ihre Häuser zu erstellen. Aber
wie lebt es sich in Häusern mit ökologischem, geschichtlichem
Baumaterial?
Bauland, Bauraum ist knapp. In den Städten und auch auf dem Land, wird,
um Wohnflächen zu gewinnen, in die Höhe gebaut – wie die Stadthäuser im
Mittelalter.
Das ist fast das einzig Vergleichbare. Doch halt, da gibt es noch etwas:
Die Baumaterialien haben sich im Zuge des ökologischen Bauens wieder an
früher orientiert. Holz, Lehm, Steine, Stroh, Schilf sowie Terrazzo, in
der Antike und im Mittelalter verwendet und seit dem 19. Jahrhundert
wieder entdeckt.
Historisches Baumaterial
Bild: Sebastian Wallrot;
Fachwerkhaus mit freigelegter Konstruktion mit Gefachen mit Holzgeflecht
und Lehmbewurf und Gefachen aus Lehmziegeln in Bad Langensalza. Quelle:
Wikipedia
Einige Bauunternehmer und
Bauhandwerker verwenden heute wieder Materialien mit Geschichte. Lehm
z.B. ist ein optimaler und zugleich ökologisch wertvoller Baustoff,
frostbeständig und feuerhemmend, reguliert in den Innenräumen die
Feuchtigkeit, verhindert Schädlingsbefall des Fachwerkgerüstes. Holz
dient außer zu Dielen der Gebäude- und Dachkonstruktion. Für die
Dacheindeckungen sind Stroh und Schilf wie vor mehr als 1000Jahren
verwendbar. Steine, Natursteine werden, wie Steindörfer bezeugen, ein
ewiger Bestandteil der Baumaterialien sein. Darüber hinaus wird auch "zurückgebautes"
Material aus abgerissenen Häusern verwendet, das unter dem Begriff „Spolia“
gehandelt wird.
Kein Fazit
Bleibt bei der Gegenüberstellung der
Lebensverhältnisse vom Mittelalter und Gegenwart eine einfache Frage zur
N a c h h a l t i g k e i t im wahrsten Sinne des Wortes, einst und
jetzt, zu stellen.
Sollte der Artikel zum Thema bauen, wohnen und leben im Mittelalter und
heute Neugier geweckt und zu Diskussionen angeregt haben, gibt es
nachfolgende Informationen unter:
http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,B3DE386E5B405E7FE034080009B14B8F
,,,,,,,,,,,,,,,.html#B3DE388CDFC45EA5E034080009B14B8F
Hier gibt es auch weitere Links, Filme, Literatur usw.
Als Bücher:
Arno Borst
Lebensformen im Mittelalter
2004, Nikol Verlagsges., ISBN 3-933203-87-2
Lebensalltag im Mittelalter
1995, Verlag das Beste, ISBN 3-87070-524-8