von Ralph Schneider
		Mark und Pfennig
		
		
		
		Kennen Sie dieses D der Kurrentschrift noch als Währungszeichen?
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		Vieles mit dem wir im Alltag 
		selbstverständlich umgehen oder was uns zumindest vertraut ist, hat 
		seine Wurzeln im Mittelalter. Diesen nachzugehen, ist sehr interessant, 
		weil sich dadurch manches erklärt. Währungseinheiten zum Beispiel: 
		Wussten Sie, dass die Mark ein Maß für Gold oder Silber war? Die 
		Bezeichnung rührt von einer Markierung auf Metallbarren und ging 
		dann als Begriff auf das Metallstück bzw. sein Gewicht über. Darüber ist 
		auch das Pfund als Währungsbezeichnung entstanden. „One Pound Sterling“ 
		kennen Sie alle als britische Geldeinheit, zurückgehend auf eine 
		Silbermünze, die 1/240 eines Pfunds war. Das Zeichen £ rührt vom 
		lateinischen Wort für Pfund: libra. Damit hängt zusammen, dass einige 
		Leute noch die in deutscher Kurrentschrift geschriebene Abkürzung lb für 
		500 Gramm verwenden. Ebenfalls in Kurrent gebräuchlich gewesen: das D 
		für Pfennig. Er hieß im Mittelalter Denar.
		
		Weitere Währungen
		Der Dinar ist heute noch in Serbien zu Hause. Erinnern Sie sich 
		außerdem noch an die Abkürzung fl für den niederländischen Gulden? Auch 
		dieses Kürzel kommt aus dem Mittelalter, sie bezeichnet den Florentiner 
		Gulden (lat. florenus aureus). Wobei die Bezeichnung Gulden, Sie 
		ahnen es sicher, eine Abwandlung des Worts Gold ist. Auch der 
		mittelalterliche Taler findet sich heute noch: schauen Sie in den USA 
		auf Ihre Geldscheine: der Dollar.
		
		
		
		Der Schilling in Europa: oben 5 und 1 Schilling aus Österreich, unten 
		links 2 Shillings aus Großbritannien (auch Florin genannt), rechts 1 
		Scilling aus Irland (Foto: Ralph Schneider)
		
		Der Schilling wiederum war eine im süddeutschen Raum gebräuchliche 
		Währungseinheit, bis vor kurzem noch in Österreich gebräuchlich und bis 
		Anfang der 70er Jahre Untereinheit des britischen und irischen Pfunds. 
		Sicher gehen noch weitere Währungsbezeichnungen auf das Mittelalter 
		zurück: Suchen Sie im Internet, Sie werden sicher fündig.
		Fläche und Strecke
		Heute nicht mehr verwendet, aber durchaus noch bekannt: Das 
		Flächenmaß Morgen. Diese Bezeichnung kommt tatsächlich von der 
		Tageszeit. Es bezeichnet die Fläche, die an einem Morgen von einem 
		Ochsen umgepflügt werden konnte. Es wurde also eine Beziehung zu einem 
		aus der Natur bekannten Phänomen geschaffen. Auch wurden Beziehungen zu 
		bekannten Maßen wie Körperteilen geschaffen. Zum Beispiel die Elle. 
		
		
		Ein öffentlich angebrachtes Maß 
		
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		Brunswyk) 
		
		
		Oftmals wurden die festgelegten Einheiten an öffentlicher Stelle 
		angebracht, zum Beispiel am Rathaus, sodass alle Bewohner/-innen vom 
		selben Maß sprechen konnten. Heute im britischen Raum noch gebräuchlich 
		ist die Einheit Fuß. 1 foot = 30,48 cm. Allerdings ist die Maßeinheit 
		Fuß schon vor dem Mittelalter verwendet worden. Im Mittelalter wurde sie 
		aber in die Einheit Zoll unterteilt, ein Zoll ist dabei eine 
		Daumenbreite. Als Inch auch heute noch verwendet.
		
		Raummaß
		Im elsässischen Pechelbronn wurde Erdöl gefunden, die Quelle ist 
		seit 1498 belegt. Im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit wurde das Öl 
		zunächst für medizinische Zwecke oder zum Schmieren von Wagenrädern 
		verwendet. In Pechelbronn begann man auch, im Laufe der Jahre, das Öl in 
		Fässer abzufüllen. Man verwendete ausgediente Heringsfässer, deren Böden 
		zur Unterscheidung blau gestrichen wurde. Die Fässer hatten eine Größe 
		von fast 160 Litern. Noch heute wird Erdöl in der Einheit Blue Barrel („bbl.“engl.: 
		blaues Fass) gehandelt.
		Aus dem Mittelhochdeutschen (ca. 1050 – 1350) stammt das Verb klafter im 
		Sinne von eine Armvoll halten. Ein Klafter ist also ein Maß für das, was 
		mit beiden Armen umfasst werden kann. Diese Einheit wird mit dem Messen 
		von Holzstapeln in Verbindung gebracht, ein Klafter entspricht drei bis 
		vier Raummetern Holz (regional unterschiedlich).
		Bauernregeln
		Im Mittelalter wurden viele Tage zu Ehren von Heiligen mit deren 
		Namen belegt. Diese, aber auch Festtage wurden häufig mit Wetterregeln 
		verknüpft. Denn Lesen und Schreiben konnten die Bauern im Mittelalter 
		nicht, die Namenstage beherrschten sie aber. Wetterregeln waren für die 
		Arbeit auf Feldern und Weinbergen natürlich schon damals von großer 
		Bedeutung. Wetter- sowie Naturbeobachtungen liegen ihnen zugrunde. Und 
		so sollten Mitte Mai zum Beispiel die Eisheiligen abgewartet werden bis 
		frostempfindliche Pflanzen und Saatgut ins Freiland ausgebracht werden: 
		„Ehe nicht Pankratius, Servatius und Bonifatius vorbei, ist nicht sicher 
		vor Kälte der Mai.“ Bauernregeln sind auch heute noch bekannt. Doch 
		sollte beachtet werden, dass ihr Wahrheitsgehalt regional 
		unterschiedlich ist. Auch gibt es Verschiebungen: durch die 
		gregorianische Kalenderreform ist der eigentlich entscheidende Tag, wie 
		das Wetter in den kommenden Wochen wird, nicht der Siebenschläfertag 27. 
		Juni, sondern der 7. Juli.
		Spiegel
		In unserem Alltag spiegelt sich das Mittelalter auch noch bei vielen 
		anderen Gelegenheiten wider, nicht nur bei Maßen oder Wetterregeln. Zum 
		Beispiel Ortsbezeichnungen: Der oben benannte Ort im Elsass hat seinen 
		Namen vom dort gefundenen Erdöl. Pechelbronn ist der Brunnen des 
		Erdpechs. Ebenso entstanden Wappen im Mittelalter. So künden noch viele 
		von Städten und Gemeinden von ihrer Geschichte.
		Auch die Pflanzenwelt hat sich im Mittelalter verändert. So brachten die 
		Kreuzzüge verschiedene Pflanzen zu uns: Pfirsiche oder Krokusse seien 
		genannt. 
		Beeinflusst wurde auch das Sozialwesen. Erste Hospize und Spitäler 
		entstanden in dieser Zeit, eines davon ist das Hôtel Dieu in Beaune 
		(Burgund). Auch das Stiftungswesen kam auf. Lesen Sie dazu auch den 
		Beitrag „Ältere Menschen im Mittelalter“ von Hildegard Neufeld.
		Welche Spuren finden Sie, die zurück ins Mittelalter führen?
