Tief in uns 
		Das ist doch ein gutes Omen: Ich finde ein Hufeisen. Nur muss ich 
		beim Aufhängen aufpassen, dass die Öffnung stets nach oben zeigt, sonst 
		fällt das Glück heraus. Oh weh, aber was bedeutet das? Eine schwarze 
		Katze läuft mir über den Weg. Droht Unheil? Vielleicht sollte ich jetzt 
		schnell ein paar Stoß- und Bußgebete zum Himmel schicken.
		Sicher kennt ein jeder – oft uneingestanden – solche Gedanken und 
		Befürchtungen. 
		Gemeinhin heutzutage als Aberglauben abgetan, wurzeln diese 
		Vorstellungen tief in uns. Was viele nicht ahnen: Dieses Erbe, die 
		Wahrsagerei über die Zukunft war als ein Teil der angewandten, 
		alltäglichen Magie im Mittelalter in allen Schichten, bei Gelehrten, 
		Kirchenmänner und dem gemeinen Volk, weit verbreitet. Die Magie 
		Deutungen und Handlungen zur Bewältigung der Umwelt.
		
		Geheime Kräfte
		Laut Duden versteht man unter Magie die  „Zauberkunst, Geheimkunst, 
		die sich übersinnliche Kräfte dienstbar zu machen sucht“. (Das ist nicht 
		zu verwechseln mit der Trickkunst des Zauberers in einem Varieté.)  Die 
		Magie mit ihren verschiedenen Praktiken wurzelt In vielen Kulturen. 
		„Persische, babylonische und ägyptische Überlieferungen bildeten die 
		Grundlage der ‚wissenschaftlichen’ Systeme von geordneten Vorschriften, 
		Regeln und Bräuchen“, informiert Christa Tuszay im österreichischen 
		Focus. Magie war die Wissenschaft seit altersher. Besonders die jüdische 
		Kultur habe eine okkulte Tradition gepflegt. Aus der Systematisierung 
		ihrer Geheimlehre sei die Kabbalah, eine mit Buchstaben- und 
		Zahlendeutung arbeitende Geheimlehre,  hervorgegangen.
		
		Zusammenspiel
		
		
		(Quelle: Wikipedia)
		
		Systematische Anweisungen, wie sie die Zauberpapyri enthielten, hätten  
		es den Adepten ermöglicht, mit den höheren Mächten umzugehen und diese 
		zu eigenen Zwecken zu ge- bzw. missbrauchen, so Tuszay. Die Magie 
		beherrschte den Alltag, bot Handlungsanweisungen, Bewältigung und Schutz 
		im Alltag. Aber auch zur Erklärung des Kosmos. Agrippa von Nettesheim 
		(1486 in Köln – 1535 in Grenoble) versuchte eine Systematisierung der 
		Magie. Er klassifizierte  elementarische, himmlische und geistige Kräfte 
		der Magie. Die Magie umfasst alles Wissen der Weisen. Die verborgenen 
		Kräfte durchströmten alles –so hänge alles mit allem zusammen. Professor 
		Karl-Heinz Göttert, Universität zu Köln: „Es war möglich, mit der 
		göttlichen Welt Kontakt aufzunehmen.“ Die Magie war Wissenschaft und 
		Kunst.
		
		Magie war Alltag
		Im Spätmittelalter und früher Neuzeit wurde Magie zum 
		Grundbestandteil des Alltags. Wie Michael Kasper aus der Vorlesung WS 
		2003/04 des  Innsbrucker Universitätsprofessor Alois Niederstätter 
		auflistet, spielte Magie in zahlreichen Lebensbereichen eine Rolle. Da 
		Krankheiten naturwissenschaftlich nicht erklärbar waren, wurden sie oft 
		auf das Wirken von bösen Mächten (Dämonen, Hexen…) zurückgeführt. Auch 
		magische Praktiken gab es, um Liebe zu erzwingen oder herbeizuführen. Es 
		gab Magie mit Lebensmitteln, Worten und Gegenständen. Eine solchermaßen 
		dämonische Magie beruhte auf einen Pakt mit dem Teufel. Das galt 
		besonders für den Schadenszauber. Den berühmtesten Teufelspakt aus 
		Wissensdurst, Armut und Erfolglosigkeit zeigt Goethes Faust (Tuczay).
		
		
		
		Gottesstaat Kirche
		
		(Quelle: Wikipedia)
		
		„. .  Jesus erregte durch seine Exorzismen und 
		Wunder den Verdacht der talmudischen Lehrer, die ihn als Magier 
		brandmarkten. Auch die Apostel kamen in  Zaubereiverdacht . . .“, führt  
		Tuczay aus. Der Beziehung von christlicher Kirche und Magie gibt  
		Kirchenlehrer Augustinus (354 – 430)  einen Rahmen.  Professor Göttert, 
		Köln: Der Kirchenlehrer Augustinus (353– 430) habe in seinen Schriften 
		versucht, dem Gottesstaat (Kirche) gegenüber dem weltlichen Reich 
		(Römisches Reich) eine eigene Position einzuräumen. Beide Reiche sollten 
		nebeneinander bestehen. Augustinus habe mit seinen 22 Bänden versucht, 
		das Christentum zu retten. „Augustinus („De Civitate Dei“) hat den 
		Grundlage für den Dämonenbegriff des Mittelalters geschaffen.“
		
		Kontakt  verboten
		Augustinus sieht  die Welt der heidnischen Götter als gegeben an. Er 
		setzt sie mit Dämonen gleich. Göttert: „Augustinus bekämpft den Kontakt 
		mit ihnen.“  Denn Dämonen seien entscheidend gekennzeichnet durch 
		Verzweiflung, da sie nicht erlöst werden könnten. Aus diesem Grunde 
		seien sie neidisch auf die Menschen, die noch Hoffnung auf Erlösung 
		hätten. Laut Augustinus würden sich die Dämonen durch Wahrsagung, 
		Traumdeutung, Wunderwirkung u.ä. den Menschen anbiedern. Göttert: „Durch 
		Mittlerdienste wollen die Dämonen die Menschen auf schlechte Pfade 
		lenken, so dass sie nicht mehr erlöst werden.“ Augustinus erkenne neben 
		den Dämonen auch die Engel, die böse und gut sein können, während die 
		Dämonen, die im irdischen Reich herrschten,  böse sind. Dabei sei alles 
		Eingehen auf abergläubige Praktiken eine Anbandelung mit Dämonen, sprich 
		Teufel. 
		
		
		Rolle des Neides
		
		
		(Quelle: Wikipedia)
		
		Da alle Vorkommnisse durch bestimmte Mächte verursacht würden,  so der 
		Innsbrucker Professor Niederstätter in einer Vorlesung, wurden also auch 
		Glück und Unglück Ahnen, Geistern oder eben Hexen zugeschrieben. Das bot 
		Gelegenheit, persönliche Feinde als Hexen zum Feind der ganzen 
		Gesellschaft zu machen. Wirtschaftlicher Neid sei ausschlaggebend für 
		die ersten Hexenprozesse gewesen. Folglich: „Die ersten Hexenprozesse 
		wurden gegen Männer geführt, so dass wirtschaftliche Konkurrenten 
		ausgeschaltet werden konnten“, berichtet Göttert von dem Gebiet um 
		Unterwallis im frühen 15. Jahrhundert. Fortschrittliche Bauern hätten 
		damals von der reinen Selbstversorung auf Im- und Export umgestellt. Ein 
		Prozess, der für andere mit sozialen Rückschritten verbunden gewesen 
		sei.
		
		Hexen existieren
		
		(Quelle: Wikipedia)
Der Hexenhammer (Malleus Maleficarum, Erstdruck 
		1487) von Jakob Sprenger und Heinrich Institoris lieferte rechtliche 
		Grundlagen bei Schadenzauber, also  für die Hexenprozesse. Dabei 
		verfolgte der Autor Inisistorius  insbesondere die Frauen. Besonders 
		frauenfeindliche Ausführungen finden sich in dem Kapitel über Hexen, die 
		sich den Dämonen sexuell unterwerfen. Für Institoris war die 
		Schlechtigkeit der Frau die Voraussetzung für Hexerei. Auch müssten 
		Hexen wie Ketzer bestraft werden. Zur Erinnerung: Damals glaubten alle, 
		auch die Kirche und die Gelehrten, an die Existenz der Hexen, nicht 
		jedoch an deren Taten. Das gilt selbst für  Friedrich von Spee, dessen „Cautio 
		Criminalis“ gegen das Unwesen der Hexenprozesse1631 erstmals anonym 
		erschienen ist.
		
		Mehr als Aberglaube
		Magie war mehr als Aberglaube. Mit ihr sollte die Welt, die 
		Weltordnung erklärbar verständlich gemacht werden. Die Anwendung 
		magischer Praktiken und der Glaube an deren Wirksamkeit sei, laut 
		Profesor Niederstätter, in der gesamten Bevölkerung des späten 
		Mittelalters verbreitet gewesen. Die Dämonisierung der Magie 
		(Schadenzauber) sei verfolgt worden und diente der sozialen Kontrolle 
		und Sanktionierung. Seit Ende des 18. Jahrhunderts sei die „Magie in den 
		Untergrund geraten“, so Göttert. Die Magie habe Analogien geboten, nie 
		Kausalitäten. Mit Renaissance und beginnender Aufklärung sei sie von der 
		Naturwissenschaft zunehmend verdrängt worden, so auch Tuczay. Grundlagen 
		für die heutige Welt hätten Mechanik und Chemie geschaffen.
		
		Der Teufel lebt
		
		(Dieses Bild basiert auf dem Bild 
		
		Aachen_devil_and_woman.jpg aus 
		der freien Enzyklopädie Wikipedia 
		und steht unter der
		
		GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist
		Ahoerstemeier.)
Und heute, die Welt  ohne Magie, ohne Teufel? Nein, 
		denn Teufel gibt es noch in unserer aufgeklärten Welt. In der 
		Katholischen Kirche gibt es noch immer Priester, die als Exorzisten 
		tätig sind. „Der Teufel lebt“, titelte in 1989 Monsignore Corrado 
		Balducci, Spezialist im Vatikan für alle Fragen, Satan betreffend, sein 
		Werk. Laut Süddeutscher Zeitung zähle man 1 758 640 176 Teufel. 
		Demgegenüber gebe es 99mal so viele Engel wie Menschen, die je auf der 
		Erde gelebt haben oder leben werden.
		
		
		
		Links
		
		http://www.focus.at/artikel/ct_magie.html
		www.uni-koeln.de (Philosophische 
		Fakultät, Prof. Göttert)
		
		http://www.textlog.de/1777.html?print Archiv der Süddeutschen 
		Zeitung 
		