Ausgabe Nr. 35                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
Thema > Webangebote >Sachsenspiegel online
 
>Sitemap >Impressum
 

Sachsenspiegel online

                                                                        von Ellen Salverius-Krökel



Screenshot der Website

Der Sachsenspiegel gehört zu den bedeutendsten mittelalterlichen Rechtsquellen und ist eines der denkwürdigsten Prosawerke des gesamten Mittelalters. Und das gibt es jetzt im Internet, in seiner ganzen Pracht. Pracht deswegen, weil der Sachsenspiegel in vier Bilderhandschriften überliefert ist, und das ist eben fast gleichbedeutend mit Pracht. Denn auch Rechtsaufzeichnungen kann man mit Bildern versehen. Im Mittelalter hatten diese Bilder darüber hinaus auch eine Funktion. Und wie kommt so eine Handschrift ins Internet? Und was kann man da sehen? Das erfahren Sie hier - wenn Sie denn so viel Wunderbares ertragen können.

Was ist der Sachsenspiegel?
In aller Kürze, ausführlichere Erläuterungen sind auf der hier vorgestellten Website nachzulesen - die Rechtsaufzeichnungen enthalten sächsisches Recht, es geht hier besonders um die lehnsrechtlichen und bäuerlichen Rechtsverhältnisse. Es geht aber auch um die Staatspraxis der Zeit, um ehegüter- und erbrechtliche Vorschriften, Direktiven über mittelalterliche Gerichtsverfahren sowie über Verbrechen und Strafen. Sonderinteressen wie z. B. von Juden werden berücksichtigt und sogar eine einfache Straßenverkehrsordnung ist im Sachsenspiegel vorhanden. Besonders bemerkenswert ist die enge Verzahnung von Text und Abbildung. Diese Bilderhandschriften befinden sich heute in Heidelberg, Oldenburg, Dresden und Wolfenbüttel.

Digitalisierung
Die Wolfenbüttler Handschrift ist im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts „Digitalisierung historischen Kulturguts – Sachsenspiegel_online“ der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB) und der Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel (FH-WF) nun online zugänglich gemacht worden. Man erhebt den Anspruch „historisches Kulturgut Forschern aus aller Welt sowie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich“ zu machen. Schaut man sich die Webseiten an, kann man unschwer die Möglichkeiten der digitalen Reproduktion mit Hilfe des elektronischen Mediums erkennen – eine prachtvolle Bilderhandschrift. Und wie viel mehr dieser Pracht mag in unseren Bibliotheken vor sich hin schlummern.  Über die Informationsseite, zu erreichen über die Startseite, kann man auch zur Technik etwas erfahren.

Was zu sehen ist

Quelle: Wikipedia

Zunächst einmal Text, mittelhochdeutsch und 776 Bildstreifen auf 86 Blättern. Text und Bilder können angesehen werden – das Mittelhochdeutsche wird übersetzt, die Bilder werden erläutert. Über einen Index kann man aber auch selber suchen. Am besten man startet seinen ersten Ausflug in diese mittelalterliche Welt auf der Startseite mit einem Klick auf „Browser“. In einem neuen Fenster öffnet sich eine erste Buchseite.  Links die Buchseite, darunter die Möglichkeit zu blättern, und links kann über die drei bzw. vier Button Info, Volltext, Schlagworte und Inhaltsübersicht Verschiedenes der Buchseite dargestellt werden. Der Text z.B. kann auf mittelhochdeutsch oder in der Übersetzung angezeigt werden.

Bilder!
Die Bilder werden per Schlagwort erklärt. Zu jedem Bild gibt es nämlich verschiedene zu erklärende Begriffe aus dem mittelalterlichen Rechtswesen. Ein deutlicher Hinweis auf die Macht und Notwendigkeit von Bildern in dieser Zeit. Jeder Begriff wiederum kann angeklickt werden und im Bild auf der alten Buchseite wird dieser Bereich angezeigt. Versuchen Sie es doch einfach mal mit Bild 48 und Folio 9v. Allein auf dieser Seite erhalten Sie 11 Begriffe, die alle im Bild zu sehen sind – wenn man es denn weiß, sich mit dem mittelalterlichen Recht und am besten dem Sachsenspiegel auskennt. Es ist ein Pracht an Bildern, aber auch eine Pracht an Wissen, Entdecken und Erkennen.

Zum Beispiel

Quelle: Wikipedia

Der Autor dieses Rechtswerkes, bzw. der Übersetzer des lateinischen Werkes, Eike von Repgow, ist auf dieser Seite als Schlagwort genannt. Und richtig, er findet sich, nach dem Klick auf den entsprechenden Link, in einem Rahmen auf der Buchseite. In seiner Beschreibung erfahren wir gleich auch was zu seiner Kleidung. Oder dies: Ganz oben im Bild sitzen Konstantin und Karl der Große. Klickt man dann noch auf die doppelt genannten Begriffe „Kaiser“, dann erfährt man über den eingeblendeten Text, dass es sich um Kaiser Konstantin bzw. Karl den Großen handelt, auf die das Recht zurückgeführt wird. Mit überschlagenen Beinen sowie goldener Lilienkrone und goldenem Zepter. Langer goldener und gegürteter Rock, gefütterter Mantel und Beinlinge. Hätten Sie’s gewusst?

Systematisch erkunden
Natürlich kann man auch anders diese Webseite erkunden, systematischer eben. So kann man sich erst die Erläuterung zum Projekt, die Hilfe für die Nutzung der Seiten und eben sehr viel Informationen zum Sachsenspiegel selbst, der Sprachen und der Übersetzung ansehen. Vielleicht ist es besonders interessant mehr zu erfahren über den engen Zusammenhang zwischen Bild und Text. Die Navigation ist selbsterklärend. Am besten schauen Sie selbst.
Hinweisen sollte man natürlich auch noch auf die dahinter liegende Datenbank, in der natürlich gesucht werden kann, per Index oder Volltextsuche. Für die Fachleute eine große Hilfe. Sieht man sich auch als Nicht-ExpertIn einige dieser Schlagworte an, dann erhält man einen Eindruck auch von der Lebenswelt Mittelalter. Um wie viel mehr erst von Texten und Bildern.

Suchen und finden
Natürlich bietet eine Webseite, die natürlich vorrangig für Fachleute gemacht ist, eine adäquate Suche auf allen Unterseiten. Dennoch erfährt und lernt man auf eine sehr spannende Art und Weise sehr viel, wenn man einfach von der ersten bis zur letzten Seite durchblättert und sich festliest und festsieht an der Fülle. Am Ende wird jeder, ob interessierter Laie oder Experte, so wage ich zu behaupten, fasziniert sein von dieser bedeutendsten mittelalterlichen Rechtsquelle. Eine tolle Webseite!

Link
Die Webseite finden Sie hier
http://www.sachsenspiegel-online.de