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Die Entstehung des Handwerks

                                      von Erna Subklew

Wie sind Handwerke entstanden? Wahrscheinlich müsste es heißen „wie sind Berufe entstanden"? Der Begriff „Handwerk" ist ein Sammelbegriff und sicherlich erst später entstanden. Was aber führte zur Spezialisierung und damit zu den einzelnen Berufen?

 

 

Vor vielen Jahrtausenden
Ursprünglich war wohl jeder Mensch autark. Alles, was er für sein Leben brauchte, stellte er selber her. Sobald sich jedoch Lebensgemeinschaften bildeten, sah man, dass einige Mitglieder diese Tätigkeiten, andere wieder jene Tätigkeiten besonders gut ausführten. So überließ man ihnen jeweils die Tätigkeiten, die sie besonders gut konnten und übernahm solche, die man selber besser verrichtete. Schon sehr zeitig gab es den Jäger, den Ackerbauern und den Viehzüchter. Bald aber hat man erkannt, dass der eine zwar gute Beute bei der Jagd machte, das Zerlegen ihm aber nicht so von der Hand ging. So entstand möglicherweise das Handwerk des Metzgers.
Bei anderen Tätigkeiten mag es ähnlich gewesen sein. Es gibt Dörfer, in denen Bauern schon vor hundert Jahren ihr Mehl beim Bäcker ablieferten, der ihnen dann, gegen ein Entgelt in Geld oder Mehl, das Brot lieferte. In den meisten anderen Dörfern dagegen buk noch jede Bauerfamilie ihr Brot selber.
Man nimmt an, dass es schon vor 10.000 Jahren eine Spezifizierung gab. Zunächst waren es sicherlich die bauhandwerklichen Berufe, die sich herausbildeten.

Fortschreitende Spezialisierung
Im Laufe der Zeit nahm die Spezialisierung immer mehr zu. Die Berufe, die dabei entstanden, waren zunächst die der Handwerker. In ländlichen Gegenden bildeten sich vor allem Maurer, Schmiede und Müller heraus, also Handwerke, für die man ein bestimmtes Handwerkzeug brauchte, das sich nicht jeder leisten konnte. In der Stadt und der Umgebung der Herrscher siedelten sich noch Steinmetze, Glasbläser und andere Kunsthandwerker an.
Um heute allein einen Nagel herzustellen, brauchen wir eine Anzahl von Berufen, an die die wenigsten denken, wenn sie den Nagel sehen: der Bergmann, der das Erz fördert, der Eisenbahner (Transporteur), der das Erz befördert, der Hochofenarbeiter, der es zum Schmelzen bringt, der Gießer, der Drahtzieher und letztlich der, der den Nagel verwendet, sei es der Schmied, der Schreiner oder ein anderer Handwerker.
Jeder Beruf ist heute Bestandteil eines komplizierten Systems, in dem er nur für einen kleinen Teil von aufeinander aufbauenden Tätigkeiten zuständig ist.

Handwerker in der Stadt

Die Anzahl der Handwerke im Mittelalter war nicht sehr groß. Wie schon erwähnt, gab es vor allem die Bauhandwerker, den Schreiner, daneben den Schmied, den Müller, vielleicht auch noch den Schuster. Die besten zogen in die Städte und an die Höfe, weil sie sich dort ein besseres Auskommen erhofften und auch die Arbeitsteilung weiter fortgeschritten war. In der Stadt änderte sich auch das Arbeitsverhalten. Man stellte Ware auf Vorrat her, die man dann auf dem Markt verkaufte. Da die Zahl derer, die sich in der Stadt ansiedelten immer größer wurde, schlossen sich die ansässigen Handwerker zu Zünften zusammen, um sich gegen die Fremden zu wehren.
Hier brachte dann die französische Revolution eine Änderung. Sie und die einsetzende Industrialisierung gaben jedem Bürger das Recht, ein Handwerk seiner Wahl zu ergreifen.

Das Handwerk in der Neuzeit
Am 2.11.1810 wird in Preußen die Gewerbefreiheit eingeführt, die jedem Bürger das Recht gibt, einen Betrieb zu gründen. Zunächst wird die Freiheit noch weiter ausgedehnt, um sie dann in den Jahren 1897 und 1908 wieder zu beschränken.
So werden 1897 die Handwerkskammern gegründet, denen jeder Handwerksmeister beitreten muss, 1907 wird die Meisterprüfung zur Ausbildung von Lehrlingen gefordert und ab 1935 ist die Meisterprüfung sogar die Voraussetzung zur Gründung eines Betriebes. So einschränkend dies für den Einzelnen gewesen sein mag, führte das zu der sehr guten Ausbildung der Lehrlinge im dualen System.
Diese Verordnungen wurden nach dem Krieg in der Amerikanischen Zone aufgehoben und die Gewerbefreiheit wieder eingeführt, die Mitgliedschaft in den Kammern wurde freiwillig.

Der jetzige Zustand
Heute gibt es die Trennung zwischen zulassungspflichtigen Betrieben und zulassungsfreien. Der zulassungspflichtige Betrieb ist immer ein Meisterbetrieb. Der zulassungsfreie Betrieb dagegen kann auch von einem Gesellen geführt werden, der eine sechsjährige Gesellenzeit hinter sich hat. Auch braucht der Leiter des Betriebes nicht gleichzeitig der Inhaber zu sein. Wir haben 41 zulassungspflichtige und 53 zulassungsfreie Handwerke. Daneben gibt es noch handwerksähnliche Gewerbe, für die die Verordnungen nicht gelten.

Links

Handwerksorganisationen

Zur Geschichte des Handwerks in der Neuzeit

Entwicklung der Gewerkschaften

 
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