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Fast vergessene Handwerke

                                     von Erna Subklew

Genau so wie die Industrialisierung immer wieder neue Berufe schafft, gehen alte verloren. Wer staunt nicht, wenn er sein Auto zur Reparatur gibt und er es nicht mehr mit einem Automechaniker zu tun hat, sondern mit einem Mechatroniker?  

Andere Zeiten, andere Berufe
Wie schon gesagt, bringt die Industrialisierung immer wieder neue handwerkliche Berufe hervor. Die Arbeitsabläufe werden immer komplexer und müssen in eine Vielzahl einzelner Abschnitte zerlegt werden, aus denen sich dann ein neuer Beruf bildet. Ein einziger Mensch ist heute nicht mehr in der Lage, sämtliche Abläufe zu beherrschen. Abgesehen davon ist die Zeit, die er für das Werkstück bräuchte, viel zu lang und der Preis würde ins Unbezahlbare klettern.
So entstehen neue Berufe, die, obwohl durchaus noch aus Handarbeit bestehend, nicht mehr Handwerk genannt werden.
Zwar wird es immer noch den altbekannten Handwerker geben, denn weder beim Malerhandwerk noch beim Installateur und sicherlich noch bei einigen anderen Handwerken, lassen sich sämtliche Arbeitsvorgänge automatisieren.
Viele Handwerke und Berufe aber verschwinden und wenn wir darüber auch traurig sind, so würde wahrscheinlich keiner sie gern selbst ausüben wollen.

Auf dem Lande
Ein gutes Beispiel für das Verschwinden der Berufe ist die Landwirtschaft. Welcher Bauer, der von seiner Landwirtschaft leben will und muss, wird sein Feld heute noch mit der Kuh oder dem Pferd bestellen? Er würde verhungern.
Allein diese Tatsache führt zur Aufgabe mancher Tätigkeiten. Da man kaum noch Holzwagen braucht, gibt es nur noch wenige Wagner oder Stellmacher. Auch die Schmiede werden immer seltener im Dorf. Es werden keine Tiere beschlagen, da man sie nicht mehr zum Arbeiten braucht. Und keine Eisen werden mehr vom Schmied oder Spengler auf die Holzräder aufgezogen. Es sei denn, der Schmied hat sich umgestellt und repariert gleichzeitig Traktoren und Autos.
Auch den Holzschnitzer, der Rechen, Holzlöffel, Holzschuhe oder gar Holzschindeln herstellt und der vor allem in waldreichen Gegenden sein Auskommen hat, gibt es kaum noch. Dabei wäre es doch biologisch nur zu empfehlen, sein Haus mit Holzschindeln zu decken und zu dämmen, wie es in der Rhön, aber auch anderen Gegenden üblich war.

In der Stadt
Durch die Veränderung des Verkehrsverhaltens und durch den Einsatz von Motorfahrzeugen brauchen wir heute kaum noch Kraxenträger, Korbflechter und Droschkenkutscher.
Auch in der Stadt sind viele Handwerke, wenn auch nicht ganz verschwunden, so doch sehr viel weniger geworden. Wo finde ich noch eine Modistin, wo eine Weißnäherin? Vielleicht wissen heute die wenigsten, dass die eine Hüte herstellt und die andere vor allem Bettzeug näht.
Was ist aus Schneider und Schuster geworden? Entweder geht man heute in eine Änderungsschneiderei oder zur Annahmestelle für Schuhreparaturen, die außer Schuhe zu reparieren noch viele andere Leistungen anbietet, wie den Schlüsseldienst. Für keine dieser Tätigkeiten braucht man eine Lehre.
Nur noch ganz selten kommt der Scherenschleifer und bietet seine Dienste an. Leben kann er davon nicht. Ich kann mich kaum erinnern, ihm je zu einer Arbeit verholfen zu haben.

Das Dorfmuseum
Natürlich stimmt es traurig, dass so viele handwerkliche Berufe verloren gegangen sind. Und damit nicht alle aus unserem Gedächtnis verschwinden, haben heute viele Dörfer ihr Dorfmuseum. Dort kann man die alten Gerätschaften bewundern und oft auch noch Hinweise auf die alten Handwerke erhalten. Vor allem auf die Handwerke, die für diese Region bedeutsam waren. So wird im Hessenpark das Weben von Leinen und das Spinnen von Wolle an bestimmten Tagen vorgeführt.
Daneben werden auch in den Schulen die alten Handwerke thematisiert. In Bozen haben mehrere Klassen vor vier Jahren ein interessantes Projekt dazu erarbeitet.

Links

Dorfmuseen

Handwerke

Handwerksmuseen in Bayern

Hessenpark


Schulprojekt

 
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