Interview mit einem Steinmetz
                                    von Hildegard Keller
Für Herrn Günter Eckert wurde der Beruf des Steinmetzes zur „Berufung“ .Vom Lehrling führte seine berufliche Laufbahn zum Gesellen, zum Meister und zum eigenen Meisterbetrieb. Darüber habe ich mit Herrn Eckert dieses Interview geführt
Ke (Hildegard Keller)
Herr Eckert, warum haben Sie sich für einen Handwerksberuf entschieden und vor allem, warum für den des Steinmetzes?
Illustration
Das ist Herr Guenter Eckert

Eck (Herr Günter Eckert)
Der Entschluss, einen Handwerksberuf zu wählen war nach 4 Jahren Realschule schnell gefasst. Lern- und Schreibarbeiten kosteten mich immer eine große Überwindung. Steinmetz wurde ich, weil es in der Nähe meines Elternhauses einen Steinmetzbetrieb gab, der eine freie Lehrstelle hatte und ich den Beruf von meinem Onkel kannte, der selbst einen Steinmetzbetrieb hat. Erst während der Lehre, während der Arbeit als Geselle und auf der Meisterschule merkte ich, dass mir der Umgang mit den verschiedenen Gesteinen und deren Bearbeitung mit Hammer und Meißel, also mit ganz einfachem Handwerkszeug immer besser gefiel und es mich begeisterte, was man mit einfachen Mitteln aus Stein machen kann.

Ke Was lieben Sie an diesem Beruf?
Eck
Illustration
Steinbearbeitung

Hauptsächlich die Arbeit am Stein. Um hartem Stein eine Form zu geben, braucht es Geduld und Ausdauer. Diese Herausforderung reizte und reizt mich immer wieder aufs Neue: Eigene Ideen in Stein umzusetzen, mit Kunden zusammen Entwürfe entwickeln und diese ausführen.
Die Arbeit eines Steinmetzes ist auch nach Jahren und Jahrzehnten noch vorhanden; sie hat einen bleibenden Wert. Neben den traditionellen Steinmetzwerkzeugen kommen heute auch Schleifmaschine, Flex und Preßluftwerkzeuge zum Einsatz. Damit wird ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis für die ausgeführten Arbeiten gewährleistet.

Ke Wie entwickelte sich der Beruf des Steinmetzen?
Eck
Im Gegensatz zu früher ist die Arbeit des Steinmetzes heute weit weniger gesundheitsgefährdend. Dies gewährleisten Hebewerkzeuge wie Kran, Gabelstapler oder spezielle Versetz-Maschinen für den Friedhof. Außerdem gibt es heute verschiedene Vorrichtungen, um den bei der Steinbearbeitung entstehenden Staub abzusaugen. Auch CNC gesteuerte (Computer gesteuerte) Steinbearbeitungsmaschinen sind heute in größeren Betrieben selbstverständlich.
 
Ke Herr Eckert, was gehört zu Ihrem Leistungskatalog?
Eck
Illustration
Individuelles Grabmal

Hauptsächlich fertigen wir Grabmale, davon sind ca. 20 Prozent individuelle handwerkliche Anfertigungen. 80 Prozent der Grabmale werden industriell vorgefertigt von uns bezogen. Außerdem entwerfen und fertigen wir auch individuelle Brunnen, Bänke und Sonstiges für den Garten oder das Zuhause.

Ke Herr Eckert, haben Sie Lieblingsprojekte?
Eck
Meine besondere Leidenschaft sind die Sonnenuhren. Von ihnen haben wir schon einige in Deutschland und nach Österreich geliefert. Damit die Sonnenuhren die richtige Zeit anzeigen wird das Zifferblatt entsprechend dem Aufstellungsort konstruiert. Neben der Funktion sind die Sonnenuhren ein schöner Schmuck und Ruhestein für den Garten. Mit einer Sonnenuhr kann man sich einen ganz besonderen Platz im Garten gestalten, an dem man Ruhe und Entspannung findet.
Illustration
Sonnenuhr


Größere Sonnenuhren, wie zum Beispiel Bodensonnenuhren mit einer Fläche von circa. 6 x 6 m haben wir für die Gemeinde Rednitzhembach am Kunstweg und die Stadt Eichstätt gefertigt. Momentan fertige ich eine sechseckige Sonnenuhr für die Gemeinde Haimhausen in der Nähe von Dachau.

Ke Wie war Ihre Berufslaufbahn?
Eck
Nach der mittleren Reife machte ich 3 Jahre eine Lehre zum Steinmetzgesellen. Danach habe ich 5 Jahre als Geselle gearbeitet Nach meinem Zivildienst ging ich 2 Jahre in Vollzeit zur Meister- und Technikerschule im Europäischen Fortbildungs-zentrum in Wunsiedel. Dort machte ich meinen Abschluss als Steinmetz- und Steinbildhauermeister und Steintechniker.

Ke Gibt es einen Unterschied zwischen Steinbildhauer und Steinmetz?
Eck
Im 3. Lehrjahr lernen Steinmetze Versetzarbeiten wie zum Beispiel Treppen und Bodenlegen, während Steinbildhauer Zeichen modellieren und plastisches Gestalten in Stein lernen. Auch die Gesellenprüfung unterscheidet sich entsprechend.

Ke Herr Eckert, was bedeuten die sogenannten Steinzeichen?
Eck
Früher hat jeder Steinmetz sein eigenes Zeichen gehabt. Dies wurde in die Steine eingeschlagen und diente zur Festlegung der Entlohnung.

Ke Steinmetze sind auch als Restauratoren
an Kathedralen, Münstern und so weiter tätig. Ist das ein eigener Beruf? Können Sie mir darüber etwas sagen?
Eck
Steinmetzgesellen und Steinmetzmeister können sich zum Restaurateur im Steinmetzhandwerk weiterbilden. Hierzu gibt es verschiedene Kurse mit anerkannten Prüfungen.

Ke Herr Eckert, worin liegt der Reiz der beruflichen Selbständigkeit?
Eck
Es ist ein gutes Gefühl, eigene Ideen umsetzen zu können, selbständig und unabhängig zu arbeiten. Und vor allem ist es ein gutes Gefühl, sein eigenes Leben möglichst selbst bestimmen zu können. Selbständigkeit fördert das Engagement im Beruf. Man reagiert besonders sensibel auf neue Entwicklungen und Veränderungen in der Gesellschaft. Der Selbständige ist nicht abhängig von Managern, die neue Entwicklungen oft zu spät erkennen und damit Arbeitsplätze gefährden

Ke Sie bilden in Ihrer Firma aus, warum?
Eck
Weil auch ich bei einem Steinmetzmeister Steinmetz lernen durfte und dadurch einen tollen Beruf gefunden habe, der meinem Leben Inhalt und Ausrichtung gibt.
Unsere Firma ermöglicht es, in einem Schnupperkurs Einblick in die Arbeit der Steinmetze zu bekommen. Mein Vorschlag und Angebot:
Wer sich selbst einmal am Stein versuchen möchte, kann bei uns einen 2-tägigen Steinhauerkurs absolvieren. Hierzu gibt es auch Geschenkgutscheine.

Ke Wie sehen Sie die Zukunft für das Handwerk der Steinmetze?
Eck
Wie auch anderen Gewerken bereitet der momentane Wandel den Steinmetzen Probleme. Die stetig zunehmende Aufweichung der Meistertitel führt dazu, dass es Genehmigungen zum Führen eines Betriebes durch Billiganbieter gibt. Diese können  und dürfen allerdings nicht ausbilden. Ausbilden kostet Geld, das wir nicht einnehmen können, wenn die Arbeiten an Firmen ohne Meister vergeben werden.
Die grabmalschaffenden Steinmetze haben Probleme mit den zunehmenden Feuerbestattungen und Beisetzungen in anonymen Rasenfeldern oder Friedwäldern. Im Gegensatz zum Grab mit eigenem Grabstein ist an diesen Orten keine Trauerarbeit möglich (zum Beispiel das Ablegen von Blumen, der Besuch des Grabes in seelisch schweren Zeiten). Es fehlen Trost und ein Ort der Trauer.

Ke Herr Eckert, ich danke Ihnen
für Ihre Bereitschaft zu diesem Interview. Sie haben durch Ihre engagierte Mitarbeit viele Einblicke und Erkenntnisse in den Beruf der Steinmetze vermittelt. Ich wünsche Ihnen und Ihren MitarbeiterInnen weiterhin alles Gute für Ihren Beruf und Ihren Betrieb.

Links

Homepage Firma Günter Eckert


 
Ulmer Münster

Bundesstiftung Umwelt Konservierung Ulmer und Freiburger Münster

Gotische Baukunst

Handwerk
Steinmetz

Alle Fotos: Eckert

 
 
< zurück   weiter >