Europas Völker verbindendes Postwesen |
von Horst Glameyer
„Schreibst Du Ihm, schreibst Du Ihr - Schreibe auf
MK-Papier". Mit diesem Slogan wurde
lange Zeit für eine Briefpapiersorte geworben, zugleich zum Briefschreiben
ermuntert und zum Gedankenaustausch angeregt.
Erste
Nachrichtenübermittlungen
Ob Mensch oder Tier und sogar Pflanzen entwickelten seit Anbeginn Signale, um
sich gegenseitig vor Gefahren zu warnen oder anderweitig miteinander zu
kommunizieren. Erst als der Mensch zu sprechen gelernt hatte, verstand er
es, längere Botschaften auf vielfältige
Weise über große Entfernungen zu übermitteln.
Rufer und Läufer in der Antike
Um 500 v. Chr. unterhielten die Perser auf Bergen Rufstationen, die sie mit
stimmkräftigen Leuten besetzten. Läufer wurden eingesetzt, um wichtige oder
geheime mündliche Nachrichten zu überbringen. Daran erinnert noch heute der
legendäre Marathonlauf aus dem Jahre 490 v. Chr.
Der Cursus publicus
Die römische Staatspost stützte sich auf ein Netz gut ausgebauter Straßen und
zwei Arten von Poststationen. In den „mutationes" wurden die Pferde gewechselt,
in den „mansiones" konnten sich die Reisenden ausruhen. Außerdem gab es für das
Gepäck und andere Lasten zwei- und vierrädrige Wagen. Berittene Kuriere
transportierten eilige Nachrichten in erstaunlich kurzer Zeit in die
entferntesten Gegenden des Reiches.
Die römische Staatspost als Vorbild
Wer neben dem Kaiser, seinen Feldherren und hohen Beamten die Dienste dieser
auch personal- und kostenintensiven staatlichen Einrichtung in Anspruch nehmen
wollte, brauchte entsprechende Genehmigungen. Gesetze und Verordnungen regelten
dieses Postwesen bis in kleinste Einzelheiten. Weit über den Zusammenbruch des
römischen Weltreiches hinaus diente es der Post in den europäischen Staaten als
Vorbild. Nach und nach war die Post allen zugänglich.
Das Postwesen im Mittelalter
Die Verhältnisse für ein einheitlich Europa umspannendes Post- und Verkehrsnetz
waren nicht günstig. Folglich richteten einzelne Berufsgruppen, die Hanse sowie
Klöster und Fürstenhöfe eigene Botenposten ein, um ihre Geschäftsinteressen zu
sichern und zu fördern.
Die Postkutschenzeit
Oberbergische Postkutsche Autor H. Kadereit
Als die Fürsten die finanziellen Vorteile erkannten, richteten sie eigene
Landesposten ein. Unter den Kaisern Maximilian I. und Karl V. schuf Franz von
Taxis in deren Auftrag bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein Postsystem,
das nach und nach das ganze „Heilige römische Reich deutscher Nation" umfasste
und darüber hinaus Verbindungen in die angrenzenden Staaten unterhielt.
Allerdings standen die „Kaiserlichen" schon bald in Konkurrenz zu den
Landesposten.
Bahn, Auto, Schiff und Flugzeug
Jedes neue Verkehrsmittel beschleunigte die Postbeförderung. Die Erfindung der
Briefmarke vereinfachte die Portoberechnung wesentlich. Auf Vorschlag des
deutschen Generalpostmeisters Heinrich von Stephan wurde am 9.10.1874 von 22
Staaten ein allgemeiner Postverein gegründet, eine der ältesten internationalen
Organisationen. Bereits am 1.Juli 1875 trat der Weltpostvertrag in Kraft. Heute
gehören 191 Mitglieder dem Weltpostverein an, dessen Sitz seit der Gründung
Bern (Schweiz) ist.
Österreichische Briefmarke 1908 gemeinfrei Autor Peter Wuttke
Dieser friedliche Zusammenschluss überdauerte zwei Weltkriege und sorgt seither
mit seinen unentgeltlichen Blindensendungen, ermäßigten Büchersendungen und
seiner Kriegsgefangenenpost für einen Gedankenaustausch weit über den
Kulturraum Europa hinaus.
Links
Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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