Erfahrungsberichte

Viele begeisterte Europäer

In Wetzlar gibt es seit 1989 die Phantastische Bibliothek, wo es in der großen Literatursammlung auch eine litauische Bibliothek gibt. Das interessiert mich und ich treffe die Leiterin, Frau Dipl. Bibliothekarin Bettina Twrsnick. Ich möchte mehr über die ost-europäischen Kontakte der Bibliothek wissen, und bitte sie von ihren Kontakten zu berichten.

Sie erzählt, dass im Rahmen der EU-Osterweiterung Kontakte zu den Kulturzentren der östlichen EU-Partner aufgenommen wurden. In Wetzlar gab es zwei Veranstaltungsreihen: Die nEUen – europäische Visionen von 2003-2006 und die Reihe Verbotene Worte von 2006 – 2007. Diese Begegnungswochen ermöglichten den Teilnehmern, die wenig bekannte Literatur Mittel- und Osteuropas kennenzulernen. und über den kulturellen  Hintergrund der östlichen EU-Partner zu hören.  Es besteht seit sechs Jahren ein Buch- und Informationsaustausch mit der deutschen Bergschule in Sigishora ( Schässburg) Rumänien. (www.youtube.com/watch?v=60eDIEpVCVM )
Ein weiterer Schwerpunkt während der Veranstaltungen war die Diskussion um den EU-Beitritt der Türkei.

Auf ihrer Reise durch einige mittel- und osteuropäischer Länder in diesem Sommer hat Frau Twrsnick die Berufsschule in Suceava, Rumänien, besucht. Diese Schule und eine sizilianische Schule arbeiten mit der Wetzlarer Bibliothek zusammen in einem EU-Projekt.
(http://karpatenferien.de/74.php )

Die neuen EU-Länder fühlen sich der europäischen Kultur verbunden. Es gibt dort eine lebendige Kultur der phantastischen Literatur, die auch unterstützt wird. Die Menschen sind begeisterte Europäer. Die Arbeitssprache bei den Begegnungen ist neben Englisch auch Russisch. Deshalb sollte in diesen Ländern auch Russisch die lingua franca sein.


Für Frau Twrsnick ist das kulturelle Europa wichtiger als die politische Staatengemeinschaft.
So sollte der Jugendaustausch stärker gefördert werden, da die persönlichen Begegnungen helfen, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen. Hier im Westen herrscht vielfach die Meinung, dass das östliche Europa noch zu lernen habe, bevor es sich in die Gemeinschaft integriert. Die prekäre Vergangenheit, ist noch nicht aufgearbeitet. Es brauche Zeit, sich mit diesen schwierigen Themen auseinander zusetzen, auch angesichts der alltäglichen Überlebensproblematik. (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=856 Deshalb sei es eine wichtige Aufgabe der EU-Gremien, Angebote zu machen, um die sensiblen Themen zu bearbeiten. Das brauche Zeit.  In Deutschland, wo nach 1945 die anglo-amerikanischen Besatzungsmächte auf die Vergangenheitsbewältigung Einfluss nahmen, habe es  auch lange gedauert.

Die Seminare in Wetzlar ermöglichen einen ständigen Meinungsaustausch. Die Bibliothek hat u. a. Kontakt zur Universität in Gießen. Das Institut für Slawistik unterhält Partnerschaften mit Universitäten in Polen und Russland. Studentengruppen aus Gießen werden auch in Wetzlar empfangen.

Über das Litauische Gymnasium in Lampertheim gibt es eine Verbindung zur Phantastischen Bibliothek. Schüler und Studenten von dort besuchen auch Wetzlar. http://www.litauischesgymnasium.de/

Frau Twrsnick versteht sich als überzeugte Europäerin und will durch ihre Arbeit dazu beitragen, die gemeinsame Kultur in Ost und West zu fördern.


Wenn sie mit dem Autor/Autorin des Textes in Kontakt kommen möchten, wenden Sie sich bitte an leserbrief@europa-erleben.net



Erdmute Dietmann-Beckert
eingereicht von
Erdmute Dietmann-Beckert
Kategorie
Begegnungen helfen verstehen
Datum
16.09.2009


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