28 Mrz 2011

Buergerhilfe – Tradition seit dem Mittelalter (22. Mai 11)

Geschrieben von cgrawert

Das Staunen war gross beim erste Treffen in der Florentiner Zentrale von Cesvot. Nicht nur die Planung ueber das, was wir, Ilse, Heidi und ich als zweite Ulmer Delegation, in den naechsten Wochen sehen und erleben wuerden, war ueberaus eindrucksvoll. Noch erstaunlicher fuer uns aber war die Information ueber die “Hilfe-Tradition” in der Toskana. Ehrenamtliche Aktivitaeten sind alltaeglich im toskanischen Alltagsleben. Die buergernahe “Nachbarschaftshilfe” ist seit mehreren Jahrhunderten, seit dem Mittelalter Bestandteil des oeffentlichen Lebens.

Diese Tradition, seinerzeit von kirchlicher, katholischer Seite begonnen, wird in Italien durch ein Gesetz von 1997 gesichert, das den ehrenamtlichen Organisationen eine solide Grundlage durch rechtliche Vorschriften bietet. Das Gesetz will auch Ansporn sein. Jeder koenne in Italien eine Freiwilligenorganisation gruenden, hiess es bei Cesvot, dem Dachverband von 26 lokalen, ehrenamtlichen toskanischen Vereinigungen.

Noch erstaunlicher  war fuer uns  die  Auskunft zur gesicherten Finanzierung des ueberaus vielfaeltigen Aktivitaeten von Cesvot  fuer die mehr als 2900 ehrenamtlichen Vereinigungen in der Toskana. Dazu gehoeren unter anderem Schulungen fuer die ehrenamtlichen Helfer und Unterstuetzung der unterschiedlichsten Planungen und Vorhaben. Die Banken seien gestzlich verpflichtet, regionale und lokale Einrichtungen zu unterstuetzen. Dafuer muessten die Geldinstitute sieben Prozent ihres Gewinnes verwenden, wurde uns erlaeutert. Diese Antwort verblueffte uns. Warum ist so etwas nicht in Deutschland moeglich?

Eine Alternative zur katholischen Caritas

Das Team von Cesvot hatte zu unserer Begruessung ausser einem herzhaften, italienischen Imbiss auch fuer eine umfassende Information der italienischen Freiwilligenplattform gesorgt. Cesvot unterhalte auf regionaler Ebene elf Delegationen, die vor Ort engen Kontakt zu den lokalen Hilfeeinrichtungen garantierten. Eine dieser ehrenamtlichen Organsationen ist Auser, 1994 als Alternative zu den Angeboten der katholischen Kirche gegruendet. Licia stellte uns “ihre” Organisation vor.

Die Philosophie von Auser sei es, menschliche Distanzen zu ueberbruecken. Licia: “Aktive Aeltere kuemmern sich um Einsame, vermitteln Hilfe fuer kranke, hilflose Rentner. ” Kurzum alle medizinischen, haeuslichen und alltaegliche Begebenheiten bis hin zu Freizeitaktivitaeten stuenden im Fokus der ehrenamtlichen Helfer.

Eine flaechendeckende Organisation von aktiven Rentnern muesste doch auch in Deutschland moeglich sein. Dieser Gedanke schoss uns Dreien dazu durch den Kopf.

Hoch aktuell auch die Schwerpunkte der Nachbarschaftshilfe: Ausser dem Training der Ehrenamtlichen richtet Lauser sein Augenmerk unter anderem auf die Betreuung von Migranten und auf Kinder aus sozial schwachen Schichten. Licia praesentierte uns eine stolze Statistik nur fuer das Gebiet der Toskana. 7 500 Aktive in 42.000 lokalen Vereinigungen leisteten pro Jahr 1,15 Millionen Stunden an ehrenamtlicher Arbeit, listete sie auf. Im gesamten Gebiet Italiens gebe es 310.00 oertliche Verbaende, in denen 45.000 Ehrenamtliche tatkraeftige Arbeit leisteten. 

Und wie diese Arbeit vor Ort gestaltet wird, sollten wir am uebernaechsten Tag in Sesto Fiorentino kennen lernen.

Christa Grawert-Wagner

 

 

 

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