6 Mai 2011

Besuch der Pohjanlampi – Schule

Geschrieben von bkoenig

Freitag, 6. Mai 2011

Heute konnten wir  eine auch für finnische Verhältnisse besondere Schule besuchen, nämlich die Pohjanlampi – Schule, an der auch Merjas Kinder zur Schule gehen, weil sie dort ihren Unterricht auf Schwedisch erhalten können. Solche Einrichtungen gibt es nur an acht Orten in Finnland, wie unsRoberts Lehrerin erklärte. Möglich ist dies, weil der Staat das gesetzlich garantiert. Ihr Lehrplan schreibt lediglich vier Stunden Finnisch in der Woche vor. Und in den Klassenzimmern der “schwedischen Klassen” wird nur Schwedisch geredet, aber sobald die Schülerinnen und Schüler das Klassenzimmer verlassen, reden sie nur noch Finnisch. An der Pohjanlampi – Schule gibt es bei insgesamt 450 Schülerinnen und Schüler gerade mal 20 schwedisch sprechende in den Klassen eins bis sechs, so dass sie in zwei Klassen kombiniert unterrichtet werden. Sie kommen teilweise extra von weit außerhalb und sind mit dem Bus oder mit dem Taxi teilweise über eine Stunde zur Schule unterwegs. Die Kosten dafür trägt der Staat.
Wie bei vielen anderen Gelegenheiten werden wir auch hier sehr herzlich begrüßt, vom Headmaster bis zur Sekretärin, jeder ist bereit, uns die Türen der Kassenzimmer zu öffnen und uns Auskunft über die Arbeit zu erteilen, die er gerade erledigt. Jeder tut sein Bestes, um uns unseren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Wir bekommen gleich eine Kollegin zugeteilt, die die Aufgabe hat, uns durch die Schule zu führen, und in allen Klassen, die wir besuchen, sind die Schüler bemüht, uns auf Deutsch oder wenigstens auf Englisch zu begrüßen und zu verabschieden. Es herrscht im ganzen Haus eine angenehme Atmosphäre, ein freundlicher, ruhig-disziplinierter Umgangston. Wir hören kein Geschrei und kein exaltiertes Gekreische. Alle gehen locker und unbefangen miteinander um. 
Geprägt wird diese Atmosphäre natürlich hauptsächlich durch ein relativ junges Kollegium, das wohl in der Lage ist, ethische Prinzipien, wie Rücksichtnahme und Toleranz,  und soziale Richtziele nicht nur zu Papier zu bringen, sondern sie auch im Alltag umzusetzen – offensichtlich auch durch das eigene Vorbild. Das konnten wir auch bei der Dienstbesprechung des Kollegiums feststellen, an der wir teilnahmen.Dem ist auch der Umstand förderlich, dass die Klassen sehr klein sind, maximal 25 Schülerinnen und Schüler, dass trotz dieser geringen Zahl jeder Klasse ein Assistant Teachter zugeordnet ist und dass auch die Räumlichkeiten sowie das Mobiliar hell und freundlich gestaltet sind. 
Als wir durch das Haus gingen, hatten wir den Eindruck, es findet überhaupt kein Unterricht statt. Man hört keinen schulmeisterlichen Ton, den wir aus vielen deutschen Schulen kennen, und doch hatten wir den Eindruck, dass die Schülerinnen und Schüler sowohl in den Klassenräumen wie auch in den Fluren mit irgendeiner Sache auf leichte, spielerische Art und ruhig beschäftigt waren. Sogar beim gemeinsamen Mittagessen im Speisesaal herrschte kein Gedränge, keine Geschrei, sondern rücksichtsvolles Miteinander.
Und so wundert es uns nicht, dass bei den internationalen Schulvergleichen der OECD Finnland in den Ranking – Listen ganz oben zu finden ist.
Der Semesterschluss, traditionell mit einem offiziellen gemeinsamen Abendessen begangen,  fand heute, der Gäste wegen, in einem der ersten Häuser am Ort statt. Nach den anfänglich formellen, leicht steifen Begrüßungs- und Willkommensreden, klang der Abend in heiterer und gelöster Stimmung aus.

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