5 Mai 2011

Ilmari – eine besondere Begegnung

Geschrieben von bkoenig

Donnerstag, 5. Mai 2011

“Ilmari(ü 80)” stand in unserem Programm für heute, und wir hatten keine Ahnung, wer oder was Ilmari wäre. So waren wir überrascht, nachdem uns Merja nach Jyskä, in einen Vorort von Jyväskylä gefahren hatte, einem alten Herrn mit wallendem Silberhaar und blitzenden grauen Äuglein und einem Rauschebart zu begegnen, der uns in fließendem Deutsch aufs Herzlichste willkommen hieß: Ilmari.
Wie wir von Merja zuvor erfahren hatten, hat Ilmari über vierzig Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet und war ihr von seiner Nichte, eine ihrer Kolleginnen, für eine unserer Aktivitäten als Volunteers empfohlen worden. Ein Sturz vor drei Jahren hat ihn bis heute in seiner Mobilität sehr eingeschränkt, so dass er nur selten aus dem Haus kommt und wir sollten heute etwas dagegen und mit ihm unternehmen. 
Wir lernten Ilmari als einen hochgebildeten älteren Herrn kennen, dessen körperliche Verfassung sich in keinem besonders guten Zustand befindet,was seine geistige Wachheit aber, seinen Esprit und seinen  Humor umso mehr glänzen lässt.
Ilmari hat Dutzende von Ländern bereist, in einigen europäischen Ländern gearbeitet und schließlich in Deutschland seine Berufung gefunden: Er wurde Lektor für finnische Sprache und Kultur an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität. Ilmari ist auch heute noch vielseitig interessiert, ein ausgesprochen politisch denkender Mensch und ein liebenswerter Mitbürger. Er erzählte uns, dass er im südamerikanischen Dschungel vier Meter tief von einem Baum gefallen sei, dass er mehrere Jahre mit einer Deutsch-Amerikanerin zusammen gelebt habe und dass er die “Wahren Finnen” nicht für eine echte Gefahr betrachte, die auf lange Sicht die Republik bedrohen könnten. Er hat ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein und seine Leidenschaft gilt Kunst und Kultur. Und so beschlossen wir den Tag mit ihm zusammen in der nahe gelegenen Kristall – Kirche in Kuokkala, die, wie wir schon erwähnten, durch ihre äußere Form den Ankommenden mit ihrem schwarzen Schieferpanzer beeindruckt, was sich aber geradezu zur Begeisterung steigert, wenn der Besucher das Innere betritt. Als öffne sich der Himmel, steigt das Gewölbe mit seinen weißen holzverkleideten Wänden siebzehn Meter über dem Eintretenden empor und löst sich dort wie in einem Schiffsbug im hellen Lichte auf. Diese Schönheit und Pracht erzwingt nicht nur von jedem Besucher Andacht, auch Ilmari, jetzt bei seinem dritten Besuch hier, sitzt wie in Meditation versunken auf seinem Stuhl in der Ecke der Empore.
Und beim Abschied von der freundlichen Dame, übrigens auch eine Freiwillige, die uns bei unserer Besichtigung begleitet, wünscht er ihr, dass sie noch möglichst vielen Besuchern diese herrliche Kirche zeigen kann, und er beteuert, dass er ihr noch viele schicken werde.

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