4 Mai 2011

Stadtrundfahrt in Jyväskylä – Auf den Spuren von Alvar Aalto

Geschrieben von rkoenig

Dienstag, 3. Mai 2011

“Jyväskylä atmet im Rhythmus von Alvar Aalto”, mit diesem Zitat begrüßte uns unsere Stadtführerin Marija Lehtinen. Und so stellte schon der Ausgangspunkt unserer Stadtrundfahrt in Jyväskylä, der erst 1837 gegründeten Stadt, an der Merja und mehrere ihrer Comupterladies der Third – Age –  University teilnahmen, das Stadttheater, ein markantes Zeugnis des Schaffens dieses weltberühmten Architekten dar. Der ursprüngliche Handwerkerort Jyväskylä nahm in der Mitte des 19. Jh. (1858) eine spezielle Entwicklung, die auf die Initiative eines Arztes, J. V. Snellman, zurückzuführen war, der hier die erste finnisch – sprachige Schule gründete. Aus dieser Schule ging ein Seminar, schließlich eine Lehrerbildungsanstalt und in deren Folge die Universität hervor. Dies bildete die Grundlage für eine Entwicklung, die dazu führte, dass Jyväskylä heute als die Bildungsstadt Finnlands schlechthin gilt und unsere Stadtführerin berechtigte zu sagen: “Jyväskylä ist die Wiege der finnischen Kultur”.
Unser Weg führte uns durch die verschiedenen Stadtteile, beginnend mit Lutakko, einem alten Industriegelände der Holzverarbeitung, weiter nach Kuokkala, wo viele junge Familien und Studenten leben und dessen neues Wahrzeichen die mit schwarzem Schiefer verkleidete “Kristallkirche” darstellt, deren Name sich von ihrer besonderen äußeren Form ableitet. Auf dem Weg zu den verschiedenen Stadtteilen ist man ständig in Berührung mit der Natur, mit Wäldern und Seen, und es eröffnen sich ständig neue Perspektiven auf Stadt, Land und Wasser. Und überall treffen wir auf Zeugnisse des Schaffens Alvar Aaltos. Sei es ein Arbeiterhaus, die Villa eines Industriellen, oder ein “Karussellhaus”, das aus einem Wettbewerb für eine Zeitschrift entstanden ist. 
Den Höhepunkt auf den Spuren Alvar Aaltos, der auch einer im Schaffen des Architekten darstellt, war das kommunale Verwaltungsgebäude Säynätsalos, auf einer Insel südlich von Jyväskylä im Päijänne – See gelegenen kleinen Teilgemeinde. 
Schon von weitem beeindruckt der in die Natur eingebettete Gebäudekomplex mit seinem 17 m hohen zentralen Bau aus roten Backsteinziegeln, die der Architekt in dieser Schaffensperiode, die für viele den Höhepunkt darstellt, wieder für sich entdeckt hatte.
Wie an vielen seinen Gebäuden beeindruckt auch hier die strenge und klare Linie, die geometrische Form, die immer wieder an Bauhaus – Prinzipien erinnern. Die Gliederung der Baukörper zeigt das Raumkonzept des Inneren. Bis ins Detail lässt sich die Adaption von Formelementen sowohl der griechischen wie römischen Antike als auch ihre Wiederbelebung durch die Renaissance nachvollziehen. Und es gehen Funktion und Ästhetik eine überzeugende Symbiose ein, die  sich aber stets am menschlichen Maß orientiert. Auch hierin werden wir wieder an das Bauhaus erinnert, dessen Ziel es war, Räume für den Menschen zu schaffen, die ihre Funktion zu seinem Wohl zu erfüllen hatten und ihn gleichzeitig in die ihn umgebende Natur zu integrieren vermochten.
Und wenn man den Sitzungssaal des Stadtparlaments in diesem Gebäude betritt, erfährt man hautnah diesen philanthropischen Anspruch. Hier ist ein Raum sowohl der Meditation als auch der Klarheit geschaffen, die dem ihn Nutzenden die hohe Verantwortung seiner Entscheidungen, die er hier zu treffen hat, bewusst werden lässt. Alles, Linienführung, Licht, Materialauswahl und Mobiliar sind dieser Zielsetzung unterworfen.
Sehr beeindruckt kehrten wir zum Ausgangspunkt unserer Tour zurück, und es ist uns klar geworden, weshalb die Werke dieses Architekten, ob Gebäude oder das Design von Gebrauchsgegenständen auch heute noch Weltgeltung haben – nicht zuletzt wegen der Zeitlosigkeit ihrer Form. Und doch war Alvar Aalto in seinem Heimatland nicht gänzlich unumstritten. Insbesondere in Kollegenkreisen wurde er oft heftig angefeindet, was ihn des öfteren den Bibelsatz zitieren ließ : “Non est propheta sine honore nisi in patria sua.”
Einen glanzvollen Tagesabschluss bescherte uns Maija. Auf ihre Einladung hin erlebten wir eine grandiose Aufführung des “Il Trovatore” der Metropolitan Opera in New York via Live – Übertragung. 

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