Das Vergessen
von Dr. Erna Subklew
Wer hat sich nicht schon geärgert, wenn die gerade neu
erworbenen Handschuhe nicht mehr zu finden sind oder man den
Regenschirm, den man, weil es zu regnen aufgehört hat, einfach in der
U-Bahn vergessen hat? Oder noch schlimmer, man ist auf dem Wege etwas zu
tun und weiß auf einmal nicht mehr was! Ganz besonders ältere Menschen
registrieren solche Situationen sehr aufmerksam.
Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir vergessen?
Über das Vergessen gibt es zwei Theorien:
Eine besagt, dass die Spuren, die Informationen in unserem Gehirn
hinterlassen, mit der Zeit verblassen.
Eine andere sagt, dass das später Gelernte, das früher Gelernte
überdeckt, oder das früher Gelernte stört das, was man später gelernt
hat. Die Theorie sagt aber auch, dass man Informationen besonders dann
behält, wenn man sie im Kontext speichert. Viele Informationen werden vergessen aus Angst, Schuldgefühl oder
Abneigung.
Theorienvergleich
Sollte die erste Theorie stimmen, dann würde man sich an
Ereignisse, die in einer zeitlichen Entfernung passiert sind, weniger
gut erinnern, als an jene, die sich erst jüngst ereignet haben. Wir
erinnern uns aber oft an frühere Ereignisse besser, als an zeitlich
spätere.
Die Theorie des Überlagerns das Vergessen ist einsichtiger.
Interessante aktuelle Informationen überlagern frühere uninteressante.
Es ist sogar gut, dass es das Phänomen der Überlagerung gibt, denn sonst
würde es kaum Fortschritt geben, weil wir immer zu dem Erstgelernten
zurückkehren würden. Lernen und Verlernen (Vergessen) sind also
Fähigkeiten, die wir zu unserer Lebensbewältigung brauchen.
Im allgemeinen führen wir aber einen Kampf gegen das Vergessen.
Denken wir nur an die vergessene Telefonnummer, den Regenschirm oder die
Handschuhe.
Gründe
Der wichtigste Grund für das Vergessen im Alltag ist der
Stress. Verantwortlich dafür ist ein Stresshormon, das Cortisol. Es hat
die Aufgabe in einer Gefahrensituation uns auf Kampf oder Flucht
vorzubereiten. Ist die Gefahr vorbei wird die Produktion des Hormons
wieder eingestellt. Funktioniert aber diese Kontrolle nicht, das
geschieht z.B. bei Depressionen, wird das Cortisol weiter ausgeschüttet
und wirkt sich negativ auf die Gehirnleistung aus.
Leistungsminderung
Warum bei Älteren das Gedächtnis nachlässt, kann noch nicht mit
Sicherheit gesagt werden. Es könnte eine Anpassung an das gewandelte
Leben sein. Ältere haben ihr Erfahrung, sie brauchen nicht mehr so viele
Informationen und so wird nicht mehr alles gespeichert. Durch Training,
aber auch durch Tricks kann man die Leistungsfähigkeit steigern. So
lässt sich die Merkfähigkeit durch die Methode der Orte erhöhen. Einem
bestimmten Ort ordnet man ein Wort zu. Sieht man den Ort, fällt einem
das Wort ein.
Krankhafte Gehirnstörungen steigen mit dem höheren Alter an.
Ab dem 80.Lebensjahr scheint sich die Anstiegskurve wieder abzuflachen.
Aber Depressionen können die krankhaften Gehirnstörungen verstärken.
Vergessenskurve
Schon vor 120 Jahren beschrieb Hermann Ebbinghaus die
Vergessenskurve. Von einem gelernten Stoff behalten wir in der Regel nur
ein Fünftel. Das geschieht auch dann, wenn wir ihn überlernen. Lerner,
die den Stoff gerade so beherrschen und die, die ihn überlernt haben,
haben nach 24 Stunden das gleiche Resultat. Lässt man dagegen zwischen
den einzelnen Lernsequenzen eine geraume Zeit verstreichen, dann
steigert sich der Anteil des Behaltenen von Mal zu Mal.
Wollen Sie noch mehr über das Vergessen wissen? Dann lesen
Sie bei
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS./Vergessen.shtml
nach.
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