Friedenskirchen
von Hildegard Neufeld
Begriffe
Als Friedenskirche gilt eine
Kirchengemeinschaft, die sich in besonderer Weise der Förderung des
Friedens verpflichtet. Friedenskirchen gibt es in verschiedenen
deutschen Städten, die meisten in Berlin, eine z.B. in Frankfurt a.M.:
die Frauenfriedenskirche.
Als „Historische Friedenskirchen“ gelten jene protestantischen
Freikirchen, die Gewaltfreiheit als ein Merkmal ihrer Identität
betrachten. Als historisch werden sie deshalb bezeichnet, weil es sich
hier um kirchliche Traditionen handelt, deren Wurzeln weit in die
Kirchengeschichte zurückreichen. Zu ihnen gehören: die Mennoniten, die
Quäker und die Church of the Brethren (Kirche der Brüder).
Für den Frieden
Der Begriff „Friedenskirche“ entstand im Jahre 1935, als
nordamerikanische Vertreter der ihr angehörenden Glaubensgemeinschaften
erstmals gemeinsam ihre „Principien of Christian Peace and Patriotism“
formulierten:
- Weltweite Hilfstätigkeit für die Opfer von Kriegen und Förderung der
internationalen Kommunikation,
- Betonung der Nationen umgreifenden Qualität christlicher
Gemeinschaft,
- Festhalten an der traditionell vertretenen Auffassung, dass Christen
sich nicht an Kriegen beteiligen sollten, auch wenn dies von
Regierungen verlangt werde.
Gewaltverzicht
Die Mennoniten (älteste evangelische Freikirche), gegründet im
16.Jh., setzen sich für Gewaltlosigkeit und Pazifismus ein. Viele
leisten anstelle des Wehrdienstes einen zivilen Friedensdienst, und sie
beteiligen sich u.a. an Hilfeleistungen in politischen Krisengebieten.
Die Quäker, auch „Gesellschaft der Freunde“ genannt, im 17. Jh.
gegründet, lehnen den Kriegsdienst ab und setzen sich engagiert für den
Frieden ein. Die Quäker-Hilfe unterstützt vor allem Friedens-,
Versöhnungs- und Entwicklungsprojekte. Im Jahre 1947 wurde sie mit dem
Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Die Church of the Brethren (Kirche der Brüder) wurde im 18.Jh in England
gegründet und gehört neben den Mennoniten und den Quäkern zu den drei
historischen Friedenskirchen.
Kirchen des Friedens
Wieviel Friedenskirchen gibt es in Deutschland? Diese Frage hat
Barbara Schippang anlässlich des 40jährigen Jubiläums der Friedenskirche
Hagen-Halden aufgegriffen. Sie ermittelte über 100 Adressen von
Gemeinden mit einer Friedenskirche bzw. von Gemeinden, die als
Friedenskirchengemeinde bezeichnet werden.
Stellvertretend für die Friedenskirchen – auch über die Grenzen der
Bundesrepublik Deutschland hinaus -- werden hier drei Friedenskirchen
vorgestellt. Es sind dies die Frauenfriedenskirche in Frankfurt a.M. und
die schlesischen Friedenskirchen in Schweidnitz und Jauer.
In Frankfurt a.M.
Die Errichtung der
Frauenfriedenskirche in Frankfurt-Bockenheim ist auf eine Initiative
des Katholischen Deutschen Frauenbundes zurückzuführen. Diese Kirche
sollte zugleich Mahnmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und
Stätte des immer währenden Gebets für den Frieden sein.
Als Ort weiblicher Spiritualität und als Stätte des Gebets für den
Frieden hat die Frauenfriedenskirche bis heute eine besondere Bedeutung.
Sie bietet Raum für Frauengottesdienste und Meditationen sowie für
kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen zur weiblichen Theologie
und Religiösität.
In Schlesien
Die beiden Friedenskirchen in Schweidnitz/Swidnica und Jauer/Jawor
entstanden in der Mitte des 17. Jh. im Anschluss an den Westfälischen
Frieden, dem sie ihren Namen verdanken. Sie werden als die größten
sakralen Fachwerkbauten in Europa bezeichnet und gehören zum gemeinsamen
Kulturerbe der Deutschen und Polen. Im Dezember 2001 wurden sie in die
Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen.
Im Jahre 2004 hat das Deutsche Kulturforum östliches Europa eine
Ausstellung konzipiert, in der die beiden schlesischen Friedenskirchen
in rund 50 großformatigen Farbfotografien vorgestellt wurden.
Links:
http://www.menno-friedenszentrum.de
http://www.theologie.uni-hamburg.de/afk/afk.html
http://www.quaker.org/be-lux/de.html
http://www.schippang.de/friedenskirche-halden/vorgeschichte.html
http://www.frauenbund.de/pm/ffw.htm
http://www.tu-berlin.de/presse/pi/2004/pi131.htm
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