Wasserversorgung in der Antike
                           von Erna Subklew
"Wenn die Römer nicht gerade damit beschäftigt waren, Feinde zu besiegen, dann verschwendeten sie Wasser", so fängt ein Artikel in Spiegelonline von Matthias Schulz an. Dieser Satz führte dazu, mich etwas mehr mit dem Wasser in der Antike zu beschäftigen.

Der Wasserbedarf des antiken Menschen
Bei Griechen und Römern war das Wasser ein fast noch wichtigeres Lebensgut als beim heutigen Menschen. Die Griechen fassten ihre Quellen sehr früh mit Steinen und erklärten sie vielfach zu Quellheiligtümern.
Die wachsende Anzahl der Menschen und der steigende Wohlstand der römischen Bürger mit ihrer anspruchsvollen Lebensführung führten dazu, sich mit der Wasserversorgung eingehend zu beschäftigen.
In Rom und den von den Römern besiedelten Gebieten gab es stets viele öffentliche Brunnen, Tränken und Thermen neben den von den reichen Bürgern in ihren Häusern und Gärten errichteten privaten Bädern, Wasserspielen und Grotten. In der Blüte des Römischen Reiches betrug der Wasserverbrauch ungefähr 500 l pro Einwohner und war damit viermal so hoch wie der eines heutigen Deutschen.

Woher das Wasser kommt

Natürlich konnte man bei diesem hohen Verbrauch nicht damit rechnen, das benötigte Wasser in direkter Nähe zum Wohnort zu finden. Oftmals musste es über weite Strecken transportiert werden, und so kam es, dass die Römer es zu einer großen Kunstfertigkeit in der Wasserbautechnik brachten.
Das Wasser im Römischen Reich kam aus Quellen, aus Brunnen und Sickeranlagen, über Leitungen von entfernt liegenden Quellen, durch das von den Dächern gesammelte und in Zisternen geleitete Regenwasser und aus künstlich gestauten Seen. Diese Wasserleitungen hatten oft eine erstaunliche Länge.

Verschiedene Gewinnungsarten
Die natürlichen Quellen, die man besonders als Trinkwasser sehr schätzte, wurden sehr zeitig in Stein gefasst, damit man das Wasser besser entnehmen konnte.
Bei den Sickeranlagen, die vorwiegend in Griechenland an Hängen gebaut wurden, grub man einen Schacht so tief hinunter bis man auf die Wasser undurchlässige Schicht stieß, auf der sich das Wasser sammelte. Dieses dort vorgefundene Wasser wurde in Kanälen talwärts geleitet. Um es vor Verschmutzung zu schützen, wurden die Kanäle mit Steinplatten abgedeckt.
Die gebräuchlichste Art der Wassergewinnung war der Brunnen, bei dem man, wie bei der Sickeranlage bis zur Wasser undurchlässigen Schicht bohrte. Die Wände des Brunnens wurden mit behauenen Steinen befestigt. Zunächst wurde das Wasser mit hinunter gelassenen Gefäßen herauf geholt. Später verwendete man auch Brunnenwinden, Schöpfräder und Handpumpen. Um das Wasser zu schützen und kühl zu halten, wurde zunächst ein Dach, später sogar ein Häuschen über den Brunnen gebaut.

Wasser aus der Leitung

Eine der ältesten Wasserleitungen, eine Gefälle-Leitung, stammt aus dem 7. Jahrhundert vor Chr. Die bekannteste Leitung verlief von dem griechischen Dorf Agiades bis nach dem heutigen Pythagion und war 2.400 m lang. Für diese Leitung mussten 1500 cbm Fels bewegt werden. Für den Tunnel, der 1036 m lang war und durch den sie auch verlief, noch einmal 5500 cbm. Eine heute kaum vorstellbare Leistung, die ohne Maschinen bewerkstelligt wurde. Diese Leitung war über 1000 Jahre in Betrieb und verfiel erst im Mittelalter, als die Menschen nicht so viel von der Hygiene hielten.

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Eine Druckrohrleitung; Foto: DieBuche

Die Römer bauten fünf unterschiedliche Leitungssysteme: die offene Bauweise, den Tunnel, den Aquädukt, die Leitung auf einer Mauer und die Druckleitung.
Alle Leitungen waren Gefälle-Leitungen, wobei man mit einem erstaunlich geringem Gefalle zurecht kam.

Baustoffe
Die meisten Leitungen waren aus behauenen Steinen, die Wasserrinne wurde zusätzlich mit “Römischem Zement, einem wasserundurchlässigem Stoff, errichtet. Gegen die Verschmutzung und die Verdunstung des Wassers waren die offenen Leitungen mit Steinplatten abgedeckt. Die meisten Leitungen bestanden bis hoch ins Mittelalter hinein.
Die Römer waren auf ihre Leistungen in der Wasserkunst stolz, vor allem die Aquädukte hielten sie für wertvoller als die Pyramiden.

Aquädukte und andere Konstruktionen
Aquädukte sind Wasserbrücken. Da viele Städte aus einer Unter- und einer Oberstadt bestanden, also auf Hügeln lagen, errichtete man die mit Bögen versehene Bauwerke, damit man auch den oberen Stadtteil mit Wasser versorgen konnte. Diese Aquädukte wurden länger und länger, je größer die Entfernung war, und sie waren mit schönen Bögen durchsetzt.
Das Prinzip, das bei der Versorgung der Oberstadt angewandt wurde, war das der kommunizierenden Röhren. Jeweils am Anfang und am Ende der Leitung war ein Becken, wobei das am Zielort befindliche Becken niedriger liegen musste als das beim Einfluss. Vom Auslaufbecken floss nämlich das Wasser dann in Kanäle und wurde weiter verteilt. Das bekannteste Aquädukt ist das in Aspendos.
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Aquädukt von Segovia; Foto Manuel González Olaechea

Als Rohre wurden neben den verstärkten Tonrohren, auch solche aus Stein und Blei verwendet.

Reinigung
Um möglichst sauberes Wasser zu erhalten, die verschiedenen Bauweisen lieferten Wasser von unterschiedlicher Qualität, gab es Einstiegschächte in die Kanäle, Tunnel und Aquädukte, um sie begehen und reinigen zu können. Daneben baute man auch Ableitungsbecken, um das Wasser für nötige Reparaturen umleiten zu können. Kurz vor dem Ziel gab es ein Absatzbecken, in dem sich die vom Wasser mitgeführten Schwebstoffe ablagerten.
Daneben gab es noch Sammelbecken, in die man die aus verschiedenen Richtungen fließenden Gewässer zusammenführte und Überleitungsbecken dort, wo verschiedene Systeme zusammengeführt werden mussten.

Der Kanal der Pharaonen
Das wohl interessanteste Wasserprojekt ist der Kanal der Pharaonen, der erst vor wenigen Jahren von deutschen Archäologen entdeckt wurde. Er ist 106 km lang, hat Aquädukte hoch wie Festungen, genormte Rohre und Leitungen, die einem Druck von 15 bar standhalten. Der Kanal verläuft 46 km lang unterirdisch.
Er begann in einem Sumpfgebiet von Syrien und läuft bis zur Stadt Gadara in Jordanien. Er versorgte drei große Städte der „Dekapolis“, eines Wirtschaftsverbundes, und die 50.000 Einwohner zählende Stadt Gadara. Der Kanal führte über Gebirge und durch Wadis und überquerte Schluchten. Und das alles nur, damit die Römer ihre Wasserspiele, Bäder und natürlich auch ihr Trinkwasser hatten.

Links.
Der Kanal der Pharaonen

Antike Wasserversorgung

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