Meeresströmungen und Klima
                                     von Anne Pöttgen
Mächtige Meeresströmungen umrunden den gesamten Globus, angetrieben vom Antarktischen Zirkumpolarstrom. Er setzt das „globale Förderband“ der Strömungen in Bewegung.

Antarktischer Zirkumpolarstrom
Was treibt die Meeresströmungen an? Zunächst der Wind, dann die  Dichteverhältnisse, die sich aus der Temperatur und dem Salzgehalt des Wassers ergeben. Der Fachausdruck hierfür ist thermohaline Zirkulation.
Der Antarktische Zirkumpolarstrom umfließt die gesamte Antarktis als Oberflächenstrom, erstreckt sich aber auch von der Meeresoberfläche bis hinunter auf Tiefen von 4.000 m. Mit ihm kommt kaltes, salzhaltiges Wasser aus der Polarregion in die nördlich gelegenen wärmeren Meere, den pazifischen, den atlantischen und den indischen Ozean.
Der Antarktische Zirkumpolarstrom ist sozusagen der Motor für die Strömungen auf der Südhalbkugel, die ihrerseits Einfluss nehmen auf die der Nordhalbkugel. Man nennt ihn die „Wetterküche der Welt“, denn die Meere haben deutlichen Einfluss auf das Wetter und das Klima der Erde. Was im folgenden Text im Einzelnen dargestellt wird.


Der Golfstrom
Der Name „Golfstrom“ stammt aus einer Zeit, als man noch nicht viel über die globalen Meeresströmungen wusste. Man benannte ihn nach seinem Ursprung im Golf von Mexiko, ein Seefahrer soll den Namen 1513 geprägt haben. Er ist eine der stärksten Meeresströmungen und versorgt Europa mit einem insgesamt erfreulichen Klima. Das zeigt ein Vergleich mit dem auf gleicher Breite liegenden Labrador in Nordamerika. Die dicht am Golfstrom liegenden Länder kennen auch die negativen Seiten einer warmen Meeresströmung: Feuchtigkeit in Form von häufigem Regen.
Der Name Golfstrom gilt für die erste Strecke entlang der Ostküste der USA, bis er in den offenen Atlantik fließt. Dann kommt ein kalter Strom aus dem Norden ins Spiel, der Labradorstrom. Er lenkt den warmen Strom in Richtung Europa, der nun den Namen Nordatlantikdrift trägt.
Einer der Faktoren, die den Golfstrom schaffen, sind die ständig wehenden Passatwinde, sie drücken warmes Wasser gegen die Südküste der USA, das dann Richtung Osten abfließt.


Die Thermohaline Zirkulation
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Quelle: NASA

Sie ist ein weiterer Faktor für das Zustandekommen des Golfstroms. Diese Zirkulation entsteht dadurch, dass unterschiedlicher Salzgehalt und unterschiedliche Temperaturen unterschiedliche Wasserdichten hervorrufen. Dies ist die treibende Kraft für die Meeresströmungen. Warmes und salzarmes Wasser hat eine geringe Dichte, es steigt auf. Wird es – im Norden oder Süden – kälter oder salzhaltiger, nimmt die Dichte zu, es sinkt ab. Dieses Absinken erzeugt einen Sog, der das Oberflächenwasser antreibt. Auf seiner Reise nach Norden verdunsten Teile des warmen Wassers des Golfstroms, es wird salziger und schwerer und sinkt ab. Der Golfstrom verwandelt sich in eine kalte Strömung Richtung Süden.
Eine nicht unerhebliche Rolle spielt auch die Erdrotation je nach Breitengrad.


Der Nordpazifikstrom
Nicht so klar wie im Atlantik sind die Strömungen im nördlichen Pazifik. Östlich von Japan beginnt der warme Kuroshio, er fließt nordostwärts bis er bei 35 Grad nördlicher Breite mit dem kalten Oyashio zusammentrifft. Teile des Wassers beider Ströme bilden den Nordpazifikstrom. Einwohner von Vancouver, Kanada, finden hin und wieder Netzkugeln am Strand, die von den Netzen japanischer Fischer stammen. Ein kleiner Beweis für die weltumspannenden Meeresströmungen.
Eine kalte Strömung fließt entlang der Westküste der USA, sie wird hier Kalifornienstrom genannt. Sie beeinflusst das Klima Kaliforniens erheblich, die Temperaturen liegen im Sommer bis zu 6 Grad niedriger als in den weiter im Inland liegenden Staaten.


Wasser und Wüste
Vor der Westküste Südamerikas fließt eine kalte Meeresströmung von Süd nach Nord: der Humboldt- oder Perustrom. Er ist um 7 bis 8 Grad kälter als die angrenzenden Meere, und das ist die Ursache dafür, dass sich an der chilenischen Küste die Atacama-Wüste gebildet hat. Wieso? Die niedrige Wassertemperatur sorgt dafür, dass auch die wassernahen Luftschichten kühl sind. Darüber liegt die normalwarme Luft und dazwischen bildet sich eine Sperrschicht. Es gibt keinen Austausch zwischen den Luftschichten und keine Wolkenbildung mit Niederschlägen. Die einzige Feuchtigkeit ist der Küstennebel.
Illustration
Quelle: United States Army

Das gleiche gilt für die Benguela-Strömung und die Namib-Wüste in Namibia. In Äquatorhöhe geht die Strömung in den Äquatorialstrom über, der seinerseits den Golfstrom anschiebt. Ein Beweis für die globalen Zusammenhänge.


El Nino
Eine Besonderheit gibt es beim Humboldt-Strom. Hin und wieder schwächt er sich ab, mit fatalen Folgen für das Klima, nicht nur in der Region sondern bei erheblicher Abschwächung bis hin ins Amazonasgebiet und Mexiko. Sogar auf Afrika, Australien und Asien gibt es Auswirkungen. In Ostafrika gibt es mehr Regen, im Westen und Süden Afrikas wird es deutlich trockener; auch Australien und Indien leiden unter erhöhter Trockenheit. Das sind wahrhaft globale Auswirkungen, die auf Strömungsänderungen im fernen Südpazifik beruhen. Vollkommen verstanden sind diese Auswirkungen nicht. Anlass ist eine Verschiebung der Windsysteme über dem Pazifik.
Alle drei bis acht Jahre kommt es zu diesem El-Nino-Phänomen. Der letzte, schneereiche Winter in Europa und Amerika sowie die Regenfluten in Süd- und Mittelamerika sollen Auswirkungen dieser Änderung in der Meeresströmung sein, siehe Link im letzten Abschnitt.
Welch ein unpassender Name – El Nino, das Christkind – für eine weltweite Katastrophe.


Links
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Der Golfstrom
El Nino und der kalte Winter
 
 
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