Wasser in der Sahara
                                      von Anne Pöttgen
Wenn man an Wasser in der Sahara denkt, denkt man natürlich als erstes an die Oasen. Aber es gibt auch Interessantes über Gueltas und Wadis, Relikte aus früheren grünen Zeiten, zu berichten.

Die Oasen
Am nördlichen Rand der Sahara findet sich eine Kette von Oasen, die von einem Vorrat an Grundwasser leben, der Milliarden von Kubikmetern ausmacht. Ihr Kennzeichen ist die Dattelpalme, von der ein arabischer Dichter schrieb, dass es ihr zusagt, „den Kopf im Feuer und die Füße im Wasser“ zu haben. Weiter im Süden finden sich Oasen seltener.

Illustration
Bild Nr. 1

In den Oasen wird in drei Ebenen angebaut. Am Boden wachsen Gemüse wie Tomaten, Zwiebeln und Paprika sowie Hülsenfrüchte und Getreide wie Weizen und Gerste. Darüber haben die Kronen von Obstbäumen wie Aprikose, Pfirsich oder Granatapfel ihren Platz. In der oberen Ebene herrscht die Dattelpalme, sie wird zwischen 15 und 20 m hoch. Ihre Früchte, die Datteln, werden frisch oder getrocknet verwendet.
Große Oasen gleichen eher Städten als Dörfern, es gibt aber auch viele kleine, die von einer einzigen Familie bewohnt werden. Überall in den Oasen und an ihrem Rand findet man Ziegenherden, die von Kindern begleitet werden.

Das Wasser
Ein Teil der Oasen erhält ihr Wasser aus Artesischen Brunnen in der Oase selbst, ein anderer Teil über Wasserleitungen, die Foggaras. Das Wasser ist in Sandsteinschichten gespeichert, es wird durch die – wenn auch seltenen – Regenfälle aufgefüllt. Die Regenmenge, die in der Sahara fällt, ist höchst unterschiedlich. Sie reicht von null bis zu 250 mm je Jahr. Genaue Zahlen gibt es hierzu nicht, da die Sahara dünn besiedelt ist und es daher nur wenige Messstationen gibt.
Über das Klima der Sahara kann nichts Allgemeingültiges gesagt werden, da sie ein Riesengebiet umfasst, in dem Sandwüsten, Steinwüsten und Gebirge vertreten sind. Der Westen und der Norden erhalten mehr Regen als der Durchschnitt, die trockensten Landschaften im Süden erhalten weniger als 90 mm. Bevorzugt sind die Gebirge, die aus den ansteigenden Wolken Regen erhalten, der Quellen und kleine Seen speist. Die zentralen Gebirge – Hoggar und Tassili – sind die Weidegründe der Touareg. Sie züchten Kamele, Ziegen und Esel.

Brunnen und Wasserleitungen
In den Ebenen wird das Wasser aus Brunnen in der Oase gefördert, in den Gebirgen muss es in Leitungen, die Foggaras, über weite Strecken herangeführt werden. Mit größeren oder kleineren Schöpfwerken wird das Wasser gefördert und in ein Becken gegossen, von wo aus es in Kanäle abläuft, die es in die Äcker verteilen. Über die Wirkungsweise von Brunnen berichten wir in dieser Ausgabe in dem Artikel „Nutzbrunnen in der Alten Welt“ ausführlich.
Illustration
Nr. 2 Wasserleitung

Die Foggaras sind Kanäle, in die aus einer Abfolge von Brunnen, die in Abständen von 5 bis 10 m angelegt werden, Wasser gepumpt wird. Die Kanäle haben ein Gefälle von 1 bis 3 Prozent. Sie müssen ständig gereinigt werden, ebenso wie die bis zu 40 m tiefen Brunnen. Allein in der algerischen Sahara existierten noch vor 30 Jahren etwa 3000 km dieser Kanäle, viele sind allerdings inzwischen wegen der erheblichen Wartungsarbeit aufgegeben worden. Diese Bewässerungstechnik wurde im Iran erfunden, es soll Überreste in Tunesien geben, die aus der Römerzeit stammen.

Gueltas und Wadis
Illustration

Ein Guelta kann man ganz profan Wasserstelle nennen. In den meisten Fällen kommt Grundwasser an die Oberfläche und bildet einen mehr oder weniger großen Teich oder See. Es kann sich auch um „Pfützen“ handeln, die nach einem ausgiebigen Regen übrig blieben. Manche haben äußerst malerische Uferbepflanzungen und sind daher bei vorbeifahrenden Touristen als Fotomotiv beliebt. In einigen der Gueltas sind auch Fische zu finden wie Barben und Buntbarsche.

Illustration
Wadi Igharghar

Wadis sind Flussläufe aus der Vergangenheit. Bei heftigen Regenfällen, die vor allem in den gebirgigen Teilen der Sahara nicht selten sind, werden sie sturzbachartig mit Wasser gefüllt, eine große Gefahr für Mensch und Tier. Diese Wadis enden nur in wenigen Fällen im Meer, häufiger in innerafrikanischen Seen wie dem Tschadsee oder abflusslosen Senken. Eines dieser Wadis ist das Wadi Igharghar, dessen Wasser am Tibestigebirge entlang floss, es soll 1000 km lang sein. Heute ist es ein breiter Sandstrom.

Bekannte Oasen
Illustration
Nr. 3 Oase Bilma

Die Oase Bilma liegt in Niger, im trockensten Teil der Sahara, dem Ténéré. Hier wird Steinsalz gewonnen, das aus der Erde ausgewaschen wird und das durch Verdunstung kristallisiert. Das Salz stammt aus salzhaltigen Schichten, durch die Grundwasser nach oben dringt. In Bilma leben ständig etwa eintausend Menschen, die in der Hauptsache mit der Salzgewinnung beschäftigt sind. Das Salz wird von Kamelkarawanen mit bis zu 300 Tieren nach Westen, nach Agadez in der Sahelzone gebracht. Diese Reise dauert etwa drei Wochen.
Viel größer ist die Oase Siwa im Osten Ägyptens, sie hat immerhin 23.000 Einwohner. Sie besteht nicht aus nur einem Ort, sondern aus verschiedenen Dörfern. Sie ist reich an Dattelpalmen und Olivenbäumen. Vor allem aber reich an Geschichte. Sie war im Altertum als Orakelstätte bekannt, die sogar von Alexander dem Großen besucht wurde.

Illustration
Nr. 4 Alt Siwa

Die bekannteste Oase der Sahara ist jedoch Ägypten selbst. Darüber berichten wir in dieser Ausgabe im Artikel „Der Nil, ein altes Ökosystem“.

Karawanen
Salz ist für Mensch und Tier in der Wüste unerlässlich. Durch die erhöhte Transpiration kommt es zu Salzverlust, der unbedingt ausgeglichen werden muss. Der Handel mit Salz hat daher eine lange Tradition; es gab in der Vergangenheit Karawanen, die bis zu 25.000 Tiere umfassten. Heute sind die Karawanen kleiner. Sie transportieren auf dem Hinweg nach Bilma Lebensmittel für die Oasenbewohner, Hirse, Trockenfleisch, Tee, Zucker und Handelswaren. Daneben auch riesige Strohbündel als Futter für die Kamele selbst. Sie brauchen nicht jeden Tag Wasser aber unbedingt Futter. An den Wasserstellen wird für etwa 36 Stunden gerastet, in der Zeit werden die Tiere getränkt. Bei einer Karawane von etwa 120 bis 150 Kamelen müssen mindestens 12.000 Liter Wasser mit Ledergefäßen aus den Brunnen heraufgeholt werden.

Geschichte

Aus der Zeit des Neolithikums – in der Sahara etwa vor sieben- bis achttausend Jahren – sind zahlreiche Felsbilder erhalten, die das Leben in der Sahara zu dieser Zeit abbilden. Es war eine Savanne mit zahlreichen Tieren, die jetzt weit südlicher leben.
Aus den Zeichnungen ergibt sich, dass immer wieder andere Völker in der Sahara lebten, ihre Nachkommen leben zum Teil noch heute dort. Die Touareg sind allerdings erst seit dem Altertum in der Sahara zu Hause, auf den Felsbildern erscheinen sie mit Pferden und Streitwagen. Zu dieser Zeit gab es regen Handel quer durch die Sahara.
Die Felsbilder geben auch Auskunft darüber, warum die Sahara zur Wüste wurde: jahrtausendelang zogen Herden von Ziegen, Schafen und Rindern über das gesamte Gebiet. (Diese Angaben fußen auf Texten von Henri Lhote, der die Felsbilder der Sahara erforschte, Buchhinweis am Ende des Artikels)

Links

Klima früher und heute

Die Oase Bilma

Die Tuaregs

Felszeichnungen

Bildnachweis
Nr. 1 Fotograf MPF, CC

Nr. 2 Fotograf Ulrich Münstermann
Nr. 3 Fotograf T L Miles, CC
Lizenzen CC
Das Buch „Sahara“ von Helfried Weyer und Henri Lhote ist nur noch antiquarisch zu erhalten.

 
 
< zurück   weiter >