Virtuelles Wasser
                         von Hildegard Keller
Mehrere Tausend Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche am Tag. Das meiste indirekt durch Waren, für deren Herstellung das kostbare Nass verwendet wurde.

Virtuelles Wasser, was ist das?

Image
Wasser, Quelle Pixelio Rolf Handke

Den Begriff Virtuelles Wasser prägte der englische Geograf John Anthony Allan um 1995. Mit virtuellem Wasser wird die Wassermenge bezeichnet, die nach umfassenden Untersuchungen als tatsächlich verbrauchte Menge pro Produkt angefallen ist.
Im Wassersparen sind wir Deutsche Weltmeister. Der tägliche Haushaltswasserbedarf ist bei uns auf weniger als 130 l pro Person zurückgegangen. Doch ist dies nur ein sehr geringer Teil unseres tatsächlichen Wasserverbrauchs. Der liegt mittlerweile bei 4.000 l pro Person und Tag! Diese Menge virtuelles Wasser ist nämlich zur Herstellung der Waren erforderlich, die wir täglich ge-und verbrauchen, von der Tasse Kaffee am Morgen bis zur belegten Brotscheibe am Abend.
Für seine Leistung erhielt Anthony Allan 2008 den „Stockholmer Wasserpreis“ des Stockholm International Water Institute.

„Water Footprint“

In deutscher Sprache kann Water Footprint mit Wasserfußabdruck übersetzt werden. Inzwischen ist das Wort ein Begriff für die Gesamtmenge des Wassers geworden, die für die Produktion der Güter und Dienstleistungen der Bevölkerung eines Landes benötigt wird. Allerdings versteht man darunter auch die Wassermenge, die während des gesamten Herstellungsverlaufes eines Produktes verbraucht wird, also auch das verdunstete Wasser oder auch das Wasser, das bei der Herstellung verschmutzt wurde.

Virtueller Wasserverbrauch:Beispiele

Image
Tasse Kaffee, Quelle Pixelio tommyS

Das Leben eines Hähnchens dauert ca. 10 Wochen. Das in dieser Zeit verbrauchte Körnerfutter (3,3 kg) benötigt 30 l Wasser. In der ökologischen Landwirtschaft ist die Fleischproduktion deutlich wasserschonender.
Für ein Ei von 60 g werden 200 l Wasser benötigt, bedingt wird der Verbrauch vor allem durch das Futter.
Kaffee: Der weltweite Kaffeekonsum erfordert 120 Mrd. m³ Wasser, das sind 2 Prozent des Wasserbedarfs für Feldfrüchte. Bei 7 g pro Tasse ergeben sich 140 l für eine fertige Tasse Kaffee.
Zucker: 1 kg Zuckerrohr benötigt 175 l Wasser. In Deutschland wird Zucker vielfach aus Zuckerrüben hergestellt. Dabei ist der Wasserverbrauch geringer. Die Beregnung von Zuckerrohrfeldern ist heute schon vielfach notwendig und wird mit dem Klimawandel zunehmen, da sich die Anbaugebiete häufig in künftigen Wassermangelgebieten befinden

Handelsware virtuelles Wasser

Wasser ist kein Handelsobjekt von weltweiter Bedeutung, weil die für einen umfangreichen Transport notwendigen Kapazitäten fehlen. Trotzdem hat sich der Begriff von einem Handel mit „virtuellem Wasser" etabliert. Dieser findet in Form von Lebensmitteln statt. Alle Staaten, die landwirtschaftliche Produkte exportieren, werden automatisch zu Netto-Exporteuren von virtuellem Wasser. Dazu gehören die USA, Indien, Vietnam und Japan. China und Deutschland dagegen sind Netto-Importeure. Dieser Handel mit virtuellem Wasser spielt bereits eine wichtige Rolle. Für Staaten, die unter Wassermangel leiden, ist der Export von Lebensmitteln gesamtwirtschaftlich kontraproduktiv. Staaten, die unter Wasserstress leiden, können dagegen durch Lebensmittel-Importe den eigenen Mangel, wenn auch unbewusst, ausgleichen.


Links zum Thema


Produktgalerie

Handelsware Virtuelles Wasser

Virtuelles Wasser, versteckt im Einkaufskorb

Virtuelles Wasser Auszeichnung Allan

 

 
< zurück   weiter >