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Der lange Weg zur Zigarre
                                     von Liane Rohn
1492 beobachteten Begleiter von Kolumbus Indianer auf der Insel Juana, das spätere Kuba, wie sie an “glimmenden Stangen” sogen, die von Kräutern” umwickelt waren, und den Rauch einatmeten

Vor mehr als 200 Jahren
hielt der Tabak Einzug in Europa. Von Spanien über Portugal, Frankreich, Deutschland und England. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts war der Tabak weltweit bekannt. In Europa schieden sich die Geister, ob dieses Nachtschattengewächs ein Heilkraut oder schädlich sei. Falls es ein Rätsel war,  ist es bis heute nur “bedingt” gelöst!
Im 18. Jahrhundert gelangte die Zigarre erstmals nach Europa, trat von Spanien aus ihren “Siegeszug” durch den Kontinent an. Wann, wo und von wem das “Kraut” Tabak eigentlich entdeckt wurde, ist nicht sicher. Die Vermutungen reichen bis vor unsere Zeitrechnung und verschiedener Kontinente

Vor mehr als 70 Jahren
habe ich, gerade schulpflichtig, naseweis und wissbegierig, in unserer Nachbarschaft gesehen, wie Frauen und junge Mädchen fingerfertig aus Tabakblättern Zigarren in Heimarbeit rollten.
Wie der handwerkliche Ablauf war, wusste ich natürlich nicht. Aber ich durfte aus einigen Tabakblättern mit einem Messer die “Mittelrippen” herauslösen, und die Blätter mit einer Flüssigkeit anfeuchten. Vermutlich  landete alles im streng kontrollierten “wertvollen Abfall”. Nebenbei bemerkt hatte ich nicht nur beim Zigarrenrollen geschnuppert, die Frauen lehrten mich auch, mit mäßigem Erfolg, häkeln und stricken.
Bis in die 1950er Jahre wurden Zigarren zu Teilen in Heimarbeit gerollt. Die maschinelle Fertigung reduziert diese auf ein Minimum ganz spezieller handgerollter Zigarren edler und exquisiter Ansprüche. Das drückt sich selbstverständlich in entsprechender Preisnomenklatur aus.

Die Zigarre handgemacht - gerollt
Zunächst muss die Mittelrippe vom bereits einmal fermentierten Einlageblatt mit einem Messer herausgeschnitten und durch Anfeuchten geschmeidig gemacht werden. Danach findet eine zweite Fermentierung statt, um beispielsweise die Säure, den Teergehalt und den Anteil von Nikotin im Tabak zu senken.
Die aus mehreren Blättern bestehende Einlage je nach Tabaksorte wird in das so genannte Umblatt eingerollt. Aus beiden entsteht der Wickel, auch Puppe genannt, ein Arbeitsschritt, der viel Sorgfalt verlangt. Das Deckblatt gibt schließlich der eingewickelten Zigarre “das Gesicht”.
Individuell gefertigte Banderolen umlegen das endgültige Produkt. Wie wertvoll es ist, hängt von der Qualität der Tabakblätter ab, deren Anbaugebiete, klimatische Einflüsse und den Behandlungsmethoden vom Anbau bis zur Ernte und Nachbehandlung.

Der Umgang mit der Zigarre
Thomas Mann widmete in seinem Roman “Der Zauberberg” in verschiedenen Kapiteln akribisch die zeremonielle Handhabung des Umgangs mit der Zigarre, sprach von ihr als „die bräunlich Schöne”.   
Künstler, wie der Maler J. Marx, hielten die Arbeit der Zigarrenroller auf der Leinwand fest.

Illustration
Quelle: gemeinfrei


Und Lithografien zum Beispiel aus Havanna, zeigen aus dem 19. Jahrhundert lustvollen Genuss rauchender weiblicher Zigarrenliebhaber.

Illustration
Quelle: gemeinfrei


Eigens für den gehobenen Anspruch des Zigarrenrauchens gegründete Clubs gleich gesinnter Genießer gab und gibt es in manchen “Salons” auf der ganzen Welt.

Marc Twain, der Verfasser mancher “Schelmenromane”, soll zum Schluss mit einer heiteren Sinnbetrachtung der Zigarre zu Wort kommen:

Die Menschen sind wie Zigarren,
beide werden am Anfang gewickelt,
lassen sich später “entflammen”,
und enden schließlich als Asche.

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Zigarrenwissen

Quellen:
Google: Stunde der Genießer (Ausschnitt aus “Der Zauberberg”)

 
 
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