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Glaube in Stein, Kathedralen

                                     von Hildegard Keller

Durch die Sakralbauten der Gotik erfuhr der Beruf des Steinmetz eine enorme Wertsteigerung. Davon soll dieser Beitrag berichten und mit einem kurzen Blick in die Gegenwart des Steinmetzhandwerkes abschließen.

 

Der Beruf des Steinmetzes allgemein

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Meister und Lehrling Quelle Rolf Handke, Pixelio
 
Der Beruf des Steinmetzes ist einer der ältesten Handwerkerberufe. Er reicht bis weit vor die antiken Hochkulturen zurück.
Im Mittelalter waren Steinmetze häufig in einer Dombauhütte, einer Zunft oder Steinmetzbruderschaft organisiert.
Ein Merkmal für das Selbstbewusstsein der gotischen Steinmetze war auch, dass sie ihre persönlichen Steinmetzzeichen in die gotischen Werksteine einschlugen. Sie waren die bestbezahlten Handwerker ihrer Zeit.
Seit dem Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert war es bei den Steinmetzen üblich, dass ein Geselle nach der Lehrzeit auf die Walz ging.

Steinmetze, Handwerker einst und jetzt.
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Mittelalterliche Steinmetzzeichen, gemeinfrei
 

Häufig übten die Steinmetze auch die Funktion des Baumeisters aus. Viele von ihnen wurden Opfer ihres Berufes, wenn bei Konstruktionen die Sicherheit nicht beachtet wurde. In den monogramartigen Steinmetzzeichen haben sich die Steinmetze in den bearbeiteten Steinen „verewigt"
Steinmetze und Steinbildhauer bearbeiteten Steine, wie Marmor, Granit, Sandstein oder Kalkstein. Entweder stellten und stellen sie Bauwerke, Denkmäler und Plastiken her oder restaurieren sie. Restaurierungen sind eine Daueraufgabe in den „Hütten" der Kathedralen und Münster. Gab es im Mittelalter nur Steinmetze und Steinbildhauer, so sind diese Berufe heute auch Frauen zugänglich. So ist
etwa am Ulmer Münster Frau Ingrid Rommel die Münsterbaumeisterin.

Die gotische Baukunst
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Ulmer Münster, gemeinfrei

Das Jahrhundert der Gotik war das Zeitalter der "zu Stein gewordenen Glaubensbekenntnisse der Christenheit". Zahlreiche Kathedralen wurden zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert in Westeuropa errichtet. Hoch aufragende Kirchturmspitzen (der höchste in der Stadt Ulm mit 162 m), weisen zusammen mit anderen Bauelementen auf das „erhabene Himmelreich" der christlichen Lehre. Der filigrane gotische Spitzbogen löste den romanischen Rundbogen mit seiner erdgebundenen Schwere ab. Die neue Konstruktion des Kreuzrippengewölbes ermöglichte eine Höhenausdehnung des Kirchenraumes.

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Domchor Prag, gemeinfrei
 

So verlieh eine neue Architektur einem neuen Lebensgefühl in einer neuen Zeitepoche Ausdruck, die sich in der Weite, Höhe und Helle der gotischen Kathedralen zeigt.

Engagement der Bürger
Im Mittelalter wurden die Kathedralen häufig von den Bürgern der Stadt finanziert. Manche Städte verschuldeten sich hoch. Dennoch reichte das Geld meist nicht um das Bauwerk zu vollenden. Die Arbeiten in den Bauhütten zogen sich über Jahrhunderte hin und wurden zusätzlich häufig durch Kriege und Krisen unterbrochen. So wurden die Kathedralen zum Zentrum der Stadt und zum Stolz ihrer Bewohner. Die lange Bauphase lässt sich an den Sakralbauten wie an keinem  anderen Gebäudetyp ablesen. Römische, romanische, gotische Elemente und auch solche aus der Renaissance und dem Barock finden sich bei vielen Kathedralen.


Gedanken zum Stein (aus der Homepage eines Steinmetzen)
Zum Abschluss ein besinnlicher Gedanke


Ein Stein ist nicht nur Mineral,
er ist eines Lebens Quelle.
Ein Stein ist wie ein Ritual,
hilft manchmal auf der Stelle.
Schau staunend diese Farbe an,
die Form und die Struktur.
Nimm ihn nah an dich heran,
Du fühlst dann die Natur.

Links

Ulmer Münster

Konservierung von Sandsteinelementen der Münster in Ulm und Freiburg

Die gotische Kathedrale

Ulrich von Ensingen
Baumeister des Ulmer Münsters

Pixelio

 
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