Wer Sorgen hat ... |
von Anne Pöttgen hat auch Likör. Das wusste schon Wilhelm Busch. Selten sind allerdings die Folgen so misslich wie bei der Frommen Helene. Klosterliköre Wahrscheinlich fällt den meisten Menschen bei dem Wort Klosterlikör als erstes der „Ettaler“ ein. 40 Kräuter soll dieser bekannte Likör enthalten und ein Klosterapotheker soll bereits im Mittelalter die Rezeptur erfunden haben, so heißt es. Nach den Irrungen und Wirrungen der Säkularisation und ihren Folgen ging das Klostergut 1900 wieder in die Hände von Benediktinermönchen über, in deren Brauerei der berühmte Sorgenbrecher hergestellt wird. Auch in der Eifel scheint es viele Sorgen gegeben zu haben, berühmt sind die Liköre der Klöster Himmerod und Maria Wald. Ein Grundbestand an Kräutern wurde im klostereigenen Garten gezogen, Exotisches musste für viel Geld hinzugekauft werden. Da auch der Zucker teuer war, waren die Liköre in erster Linie den „gehobenen Ständen“ vorbehalten: Ein altes Rezept “Nimm ein halbes Lot langen Pfeffer / ein halbes Lot Ingwer / ein Quentlein Ziwe / ein Quentlein Zimmetrinde / ein halbes Quentlein Cardimomen / ein Quentlein Pariskörner / ein halbes Quentlein Galgant / ein Quentlein Lorbern / ein Quentlein Wacholderbeeren / ein halbes Lot Zucker / das alles klein geschnitten/ und eine Frume Rockenbrot als ein Ey groß darzu genommen / darauff Geuß ein Löffel starken Wein / und ein Löffel Krauseminzwasser.“ (aus Kräuterliköre Damals und heute, siehe unter Links) Heute ist alles viel einfacher Auch heute noch werden ähnliche Zutaten verwandt: Angelika, Pomeranze, Zitronenschalen, Koriander, Galgant, Ingwer, Majoran, Muskatblüte, Pfefferminze, Sternanis, Wacholderbeeren und Wermut. Die Herstellung ist viel einfacher geworden: Man bestellt einfach die Zutaten im Handel, gibt Alkohol und Zucker dazu und fertig ist der Selbstgebraute. Wer allerdings Liköre in den Handel bringt, muss sich an die EU-Vorschriften halten: Das Getränk muss mindestens 100 g Invertzucker (Glucose und Fructose) pro Liter enthalten. Medizin Der Likör begann seine Laufbahn als Heilmittel. Apotheker bemühten sich, den Heilkräutern ihre heilende Essenz zu entziehen, legten sie in Alkohol, um - manchmal erst nach Wochen - wirkungsvolle Extrakte zu erhalten. Anschließend wurde destilliert und verfeinert. Magen, Leber und Galle sollten von der wohltuenden Wirkung profitieren. Heutzutage trinkt man gern die als Magenbitter bezeichneten Spirituosen, um die Folgen eines zu üppigen Essens abzuwenden. Fernet Branca, Underberg oder Boonekamp sind nur einige Marken. Bald schon kam die Kunst der Likörherstellung aus den Hinterzimmern der Apotheken und aus den Klostergewölben in die Likörfabriken. Etwa am Ende des sechzehnten Jahrhunderts in Danzig. Dort eröffnete ein Holländer mit den mitgebrachten Geheimrezepturen eine Likörfabrik. Unter anderem stammt aus diesem Hause das bekannte Danziger Goldwasser. Die Goldplättchen sollten, so heißt es, nach alchemistischen Prinzipien die Wirkung verstärken. Links Die fromme Helene Kräuterliköre Damals und heute (pdf) |
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