Das zweite Treffen der Grundtvig-Kooperationspartner in Slupsk, 11-14.10.2011

 ein Bericht von Huberta Lochbuehler, ViLE e.V., Germany

Das zweite Treffen der Grundtvig-Kooperationspartner in 2011 fand auf Einladung des polnischen Partners SUTW vom 11.-14. Oktober in Slupsk in Polen statt.

Für einen Teil der Ulmer Gruppe, das waren wir, Gabriela Körting, Bärbel König und Huberta Lochbühler, begann die Reise in Ulm mit der Zugfahrt nach München zum Flughafen, von wo aus wir um 14.45 Uhr nach Danzig starteten. Der Flug dauerte eineinhalb Stunden. Wegen verspäteter Flüge mussten wir für den gemeinsamen Transfer nach Slupsk auf die Teilnehmer der VHS Wien und Kadis 2002 Ljubljana warten und trafen daher erst gegen 19.30 Uhr in Slupsk ein. Unsere Unterkunft, das Staromiejski Hotel, liegt mitten in Slupsk, ein schönes altes Gebäude, umgeben von vornehmen Jugendstilgebäuden. Wir wurden schon sehnlichst erwartet, das offizielle Zusammentreffen sollte um 19 Uhr mit einem gemeinsamen Abendessen beginnen.

Mit Brigitte Höfer, Mitglied des Vorstandes von ViLE und Christa Grawert-Wagner, ebenfalls Mitglied von ViLE e.V., die jeweils separat aus Oberursel bzw. Köln angereist waren, war die Ulmer Gruppe dann komplett.

Die polnischen Gastgeber Urszula Wyrwa, (President), Jerzy Berendt und Nelly Czupajlo vom SUTW begrüßten die Gäste und erklärten das Kooperationstreffen offiziell als eröffnet. Die Ansprachen wurden jeweils in Englisch und Deutsch übersetzt.   

Es folgte ein gemeinsames Abendessen, das Gelegenheit zum Austausch und zum gegenseitigen Kennenlernen neuer Teilnehmer bot.

Am nächsten Tag, Mittwoch, den 12. Oktober, fuhren wir gemeinsam mit dem Bus zur Akademia Pomorska (University of 3rd Age und seit 1. Oktober ds. J. integriert in die Universität Slupsk), wo die Vorträge und Arbeitsgruppen stattfinden sollten. In der Begrüßung durch Mrs President und Mr Chancellor wurde zum Ausdruck gebracht, dass man sich fruchtbare Diskussionen erhoffe und darauf, Anregungen zu erarbeiten, wie man mehr Menschen zu mehr Aktivitäten im Volontariat begeistern könne. Ganz besonders liege das Bestreben auch darin, Impulse für junge Menschen zu geben, sie fürs Ehrenamt zu gewinnen und man daher froh wäre, dass das Meeting hier an der Universität stattfinde.

Gabriela Körting bedankt sich im Namen der Gäste für die Einladung und ist zuversichtlich, dass mit dem internationalen Anteil der Anwesenden eine gute Basis für die Arbeit vertreten sei.

Volunteering and Volunteers. In einem Zeichentrickfilm mit englischen Untertiteln berichtet uns Mr. G. Piekarski, ein Doktorand der Akademie Pomorska, über Historie und Moderne des Volontariats in Polen. Wie können Menschen dafür sensibilisiert werden, was kann Motivation sein, wie kann Volunteering legalisiert werden? Die Organisation erfolgt derzeit nur über nicht-öffentliche Einrichtungen. Graphiken informieren über Studienergebnisse. Das Potential könnte genutzt werden für die gesamte Gesellschaft. Insgesamt kann von einer positiven Entwicklung berichtet werden.

Disabled young students integration within schooling system Der Direktor einer Kindergarteneinrichtung informiert über ein regionales Integrationsprojekt. Behinderten Kindern soll, unabhängig von Hierarchie und Behinderungsgrad, so früh wie möglich und therapiegestützt zur Förderung vorhandener eigener Fähigkeiten, im Zusammenschluss mit gesunden Kindern in Schulen und Einrichtungen jeglicher Art, ein Maximum an Normalität gegeben werden. Die breite Umsetzung des Projektes wird als zeit- und kostenintensiv beurteilt. Eine betroffene Mutter berichtet von der überaus guten Entwicklung ihres autistischen Sohnes seit er Teilnehmer eines solchen Projekts ist.

Volunteering in the Slupsk Region  Mrs. Kosiedowska berichtet, dass in der Region Slupsk 2000 aktiv tätige ehrenamtlichen Helfer registriert sind. Die Anzahl der Freiwilligen ist momentan jedoch leider rückläufig. Dies liegt u.a. in der Unkenntnis darüber, auf welchen Gebieten Ehrenamt möglich ist und was es im einzelnen bedeutet, ehrenamtlich tätig zu sein, usw. Um diesem Trend entgegenzuwirken, werden Aktivitäten und Maßnahmen erarbeitet und realisiert. Dazu gehören Trainingskurse, Computerkurse für Erwachsene, Erfahrungsaustausch mit jungen Leuten, Teilnahme an gemeinsamen Projekten, Angebot an Senioren, Erfahrungen und spezielle Kenntnisse einzubringen. Informationsveranstaltungen – was ist der Gewinn von Freiwilligenarbeit? Zwei junge Mädchen und ein Priester berichten von ihrer Arbeit in verschiedenen Projekten.

In der Mittagspause stärkten wir uns in der Mensa der Akademie.

Am Nachmittag erläutert Gabriela Körting technische Details On the Grundtvig project web site

 Studentinnen der Universität Slupsk stellten uns im nächsten Teil des Programms den polnischen Literatur-Nobelpreisträger Czeslaw Milosz (1911-2004) vor. Wir erfuhren Näheres aus seinem Leben, seinen Reisen und seinem Leben außerhalb Polens. Mit Bildern, Gedichten, Flaggen und verschiedenen Materialien bastelten wir Lesezeichen, die anschließend eingesammelt und am nächsten Tag in laminierter Form wieder ausgeteilt werden. Eine nette Idee zum Abschluß der Vorträge dieses Tages.

Der anschließende Spaziergang durch Slupsk zum Hotel war hochwillkommen: Bewegung an der frischen Luft – war die eine Sache. Andererseits konnen wir nun endlich die Stadt ein wenig näher kennenlernen und stellten dabei fest, dass Slupsk in jedem Fall eine Reise wert ist.

Das evening dinner am Abend im Hotel ließ keine Wünsche offen, – höchstens vielleicht für Vegetarier, denen polnische Köche einfach nicht glauben wollen, dass man vom Essen ohne Fleisch nicht verhungert. Das Angebot an polnischen Spezialitäten, u. a. Pierogi (gefüllte Teigtaschen), Bigos (Schmoreintopf aus Sauerkraut und Fleisch), Barszcz, (Suppe aus vergorenen Rote Bete) oder Kotlet schabowy (paniert, gerollt, z.T. mit Schafskäse gefüllt), um nur ein paar wenige zu nennen, war ein Augen- und Gaumenschmaus

Vorher wurden die Gäste durch einen gemischten Chor mit einer Gesangsdarbietung auf den fröhlichen Abend eingestimmt.

Der nächste Tag war für die Besichtigung von Einrichtungen und das Ehrenamt in der Praxis vorgesehen. Der Bus brachte uns nach dem Frühstück zur ersten Station, zum Daily Care Center. Struktur, Belegung und Aktivitäten wurden uns vorgestellt. Anschließend gab es Gelegenheit, Fragen zu stellen und bei einem Rundgang durch die Räumlichkeiten mit den Bewohnern zusammenzutreffen.

In der Werkstatt für Ergotherapie informierten wir uns über die Vielfalt des Angebotes für unterschiedliche Behinderungsgrade von Menschen und deren Einbindung. Dies geschieht von der Produktion bis zum selbständigen Verkauf bei saisonalen und jahreszeitlichen Gegebenheiten. (Bsp. Basteln für Weihnachtsmärkte, Haushalt, etc.)

Zum Abschluß stellten uns Mitarbeiter der Caritas ihre Arbeit im Kreis der Kirchengemeinden vor. Die ausgestellten selbstgebastelten Sachen, insbesondere Bienenwachskerzen, nutzten viele für den Kauf eines Reiseandenkens aus Polen.

Nach einem stärkenden Imbiss hatten unsere Gastgeber einen Ausflug für uns vorbereitet. Es ging mit dem Bus an die Ostsee, nach Ustka, dem ehemaligen deutschen Stolpmünde. Obwohl schon herbstlich windig, waren wir doch froh, ohne Regen auskommen zu müssen und genossen den Spaziergang auf der Uferpromenade. Auch der Tourismus hatte sich schon dem nahenden Winter gebeugt und so erlebten wir einen fast menschenleeren wunderschönen Ostseestrand. Liebe Freunde aus Polen, das war gut gemacht von Euch: Hierhin möchte man zurückkommen.

Mit der Weiterfahrt nach Rowy hatten unsere Gastgeber eine weitere Überraschung für uns bereit. Im Luxus- und Wellness-Medical-Spa-Hotel Kormoran wurde uns Gelegenheit zum Schwimmen, Saunabesuch oder einfach Verweilen und Genießen geboten bevor der Abend mit einem vorzüglichen Abendessen in harmonisch-fröhlicher Atmosphäre ausklang.

Angefüllt mit vielen Informationen, Erfahrungen und bestärkt in der Idee des Projektes traten wir anderntags die Heimreise nach Deutschland an. Es besteht bei allen europäischen Partnern großes Interesse, Tell me about your commitment aktiv und mit hoher Priorität weiter zu entwickeln. Viele freuen sich schon auf das nächste Treffen in Glasgow im Frühjahr 2012, für andere war es eine schöne einmalige Begegnung hier in Slupsk. Die polnische Gastfreundschaft wird aber wohl jedem von uns dankbar in herzlicher Erinnerung bleiben.

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