Gespräch mit Dr. Irmelin Schwalb, Auszubildende zur Prädikantin in der evangelischen Kirche

Das Gespräch wurde geführt durch Hannelore Bürgers, ViLE e.V., Ulm, Deutschland

Ich bin 53 Jahre alt und freiberufliche Autorin nach einem literaturwissenschaftlichen Studium mit Promotion über das erzählerische Werk von Eduard von Keyserling. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder im Alter von 20 Jahren, 18, Jahren und 15 Jahren.

Ich mache eine Ausbildung zur Prädikantin in der evangelischen Kirche im Rheinland. Es ist ein Ehrenamt, zu dem ich innerhalb von zwei Jahren ausgebildet werde. Danach werde ich ordiniert und bin sozusagen als ‚ehrenamtliche Pfarrerin‘ tätig: „befähigt zur Verkündigung des Evangeliums und zur Verwaltung der Sakramente“.  Zu der Ausbildung bin ich von meinem Presbyterium entsandt worden. Nach langjähriger Arbeit im Kindergottesteam, bei Familiengottesdiensten und verschiedenen Andachten hat mich mein Pfarrer, der in der Ausbildungszeit mein Mentor ist, mich gefragt, ob ich mir die Tätigkeit vorstellen könnte.

Ich halte Gottesdienste mit Abendmahlsfeiern, führe Taufen, Trauungen und Bestattungen durch, habe allerdings kein Unterschriftsrecht und kann nicht befasst werden mit Verwaltungsaufgaben der Gemeinde. Ich kann keinen Pfarrer im Urlaub vertreten, sondern lediglich einzelne Amtshandlungen übernehmen.

Meine Tätigkeit ist auf meine Kirchengemeinde begrenzt und kann nur in Ausnahmefällen und mit Genehmigung des Superintendenten (Vorsitzender des Kirchenkreises) außerhalb ausgeübt werden.

Erläutern Sie, was Sie zu der Arbeit motiviert!

Es ist die ideale Mischung zwischen innerem Zuwachs und äußerer Tätigkeit, d.h. es beschäftigt und bereichert mich innerlich, intellektuell und seelisch, und gibt mir die Möglichkeit, außerhalb meines Familienkreises nach außen zu wirken. Es ist insgesamt also ein ‚gutes Werk‘.

Hat Ihre ehrenamtliche Tätigkeit Anknüpfungspunkte mit Ihrer (früheren) beruflichen Tätigkeit? Wenn ja, welche?

Die Arbeit mit dem Wort, mit Texten, mit Textanalyse und Interpretation, mit Sprache, mit allen Bereichen der Kunst, vor allem Musik, verbindet die Prädikantenarbeit mit meiner beruflichen Tätigkeit als Literaturwissenschaftlerin und Autorin.

Gab es irgendwelche Highlights oder besondere Behinderungen bei der ehrenamtlichen Tätigkeit?

Highlights: zu sehen, dass ich den Menschen ‚etwas geben‘ kann, Hoffnung, Zuversicht, Trost, Glück, Freude, Halt, Glauben.
Behinderung: meine Aufregung und die Angst, es nicht gut genug zu machen.

Hat sich durch die Tätigkeit in Ihrem Leben Wesentliches verändert?  Was? Inwiefern?

Ich habe mich mit mir und meinem Glauben auseinandergesetzt und tue das weiterhin, das bereichert mich, erweitert meinen Horizont, bringt mich unter Menschen, erfüllt mich.

Hat sich die Sicht auf das Ehrenamt während Ihrer Tätigkeit verändert? Inwiefern?

Nein, ich beginn erst, die Möglichkeiten auszuschöpfen; es gibt allenfalls die Gefahr, ‚zuviel‘ zu tun.

Gibt es etwas, das Sie an / bei Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit verändern möchten? Was und weshalb?

Nein, im Moment bin ich absolut zufrieden so.

Hat sich die Tätigkeit auf Ihr persönliches soziales Umfeld ausgewirkt?

Durch die zeitliche Inanspruchnahme ist es privat manchmal ein bisschen schwierig, allen gerecht zu werden.

Ich habe andrerseits viele Menschen kennengelernt und es beginnt sich eine Art Gemeinschaft zu bilden, die ich mir immer gewünscht habe und die ich für einen wesentlichen Bestandteil gesellschaftlichen Lebens überhaupt halte.

Welchen zeitlichen Umfang nimmt die Tätigkeit in Anspruch?

Schlecht zu beurteilen, durchschnittlich täglich eine Stunde.

Ist Ihre Tätigkeit mit besonderen Belastungen verbunden?

Nein

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von der Öffentlichkeit, von der Politik für ihre ehrenamtliche Tätigkeit?

Ist unterstützt

Sind Sie bei Ihrer Arbeit in eine Gruppe od. Institution eingebunden? Wenn ja, welcher Art?

Teilweise ja, mit meinem Mentor, verschiedenen Gruppen, je nach Projekt.

Oder sind Sie Einzelkämpfer?

Im Gottesdienst im Prinzip ja, aber da gibt es auch den Kirchenmusiker und die Presbyter, die eingebunden sind.

Wie sieht ein normaler Einsatz aus?

Unterschiedlich: Gottesdienst im Altenheim, Schulgottesdienst, Gemeindegottesdienst, Trauung, Konfirmandenunterricht, Konfirmandenfreizeit….

Wie häufig gibt es normale Tage? Kann man gut vorausplanen?

Wenn man kann; man muss vorausplanen.

Welches sind häufige Schwierigkeiten? gelegentlich kurzfristige Änderungen, Konzentration in einem bestimmten Zeitraum, Häufung von ‚Einsätzen‘, Terminstau.

Was bekommen Sie für Ihren Einsatz?

Ehrenamt; siehe Antwort auf Frage 1

Wie oft sind Sie „im Dienst“?

Mehrmals im Monat

 

2 Responses to “Gespräch mit Dr. Irmelin Schwalb, Auszubildende zur Prädikantin in der evangelischen Kirche”

  1. Eine weitere Form des Ehrenamtes wird hier geschildert. Vom Arbeitsbereich einer Prädikantin hatte ich bis zu diesem Artikel keine Ahnung. Ich kann mir vorstellen, dass diese Tätigkeit sehr erfüllend ist, denn auch hier steht die direkte Verbindung zum Mensch neben mir im Vordergrund.

      

  2. Vielen Dank auch an Isolde für ihr Kommentar…

    Claudio