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Der verschwundene Borretsch
                                    von Antonie Dell
Seit einigen Jahren vermisse ich schmerzlich ein Würzkraut an meinen Salaten, das es früher immer in meinem Garten gab, den Borretsch.


Seltsam...

Woher er gekommen war, kann ich nicht sagen. Er wuchs eines Tages einfach in meinem Garten und vermehrte sich durch Samen selber wieder. Aber nach einem strengen Winter war er einfach nicht mehr da. Nirgendwo - in keiner Samenhandlung, keinem Gartencenter, keinem Supermarkt war er zu haben und auch nicht in Nachbars Garten. Andere Kräuter wie Schnittlauch, Zitronenmelisse, Pimpinelle bekommt man überall, warum nun keinen Borretsch? Ist er einfach nur aus der Mode gekommen, mit seinen behaarten Blättern und seinen schönen blauen Blüten? Ich vermisse ihn, meinen Borretsch, der dem Salat in klein geschnittener Form den letzten Pfiff gab. Aber schauen wir uns doch einmal an, woher der Borretsch überhaupt kommt und wofür er verwendet werden kann. Vielleicht können wir ihn ja in unseren Gärten wieder heimisch machen.

Herkunft und Aussehen

Der Borretsch gehört zu den Borragineen (Familie der Raublattgewächse).Er wächst wild in Mittel- und Osteuropa. Die ursprüngliche Heimat dürfte der westliche Mittelmeerraum sein. Bei uns war er bereits zu Zeiten der Hildegard von Bingen in den Kräutergärten bekannt.

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Quelle: Annamartha, www.pixelio.de

Die unteren Blätter der einjährigen Pflanze sind spatenförmig oval gestielt, die oberen sitzen auf diesem Stiel mit fast herzförmigem Grund. Blühender Borretsch ist im Garten wunderschön anzusehen. Nicht umsonst wird er auch „Blauhimmelstern" oder „Herzfreude" genannt. Eine einzelne Pflanze wird bis zu 80 Zentimeter hoch. Stängel und Blätter sind behaart, die sternförmigen Blütenstände können weiß oder blau sein. Die Blüten erfreuen uns den ganzen Sommer über bis in den Herbst hinein.

Heilwirkung

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Quelle: cameraobscura, www.pixelio.de

Borretschblätter enthalten Gerb- und Schleimstoffe, Kieselsäure, Saponine und etwas ätherisches Öl. Borretsch - die „Wohlgemutsblume" - wird auch zur Stimmungsaufhellung eingesetzt. Die Volksheilkunde benutzt ihn aufgrund seiner Schleimstoffe gegen Husten, bei rheumatischen Beschwerden und bei Neurodermitis. Er fördert auch die Hautdurchblutung und hat wohl auch eine positive Wirkung bei Herz- und Nierenerkrankungen. Wie bei allen Heilkräutern sollte man sich vor der Anwendung über Nebenwirkungen und Gegenanzeigen informieren.

Verwendung in der Küche
Die frischsäuerlich, gurkenähnlich schmeckenden Blätter sind frisch oder getrocknet essbar. Sie enthalten zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe, wie zum Beispiel Vitamin C und Kalium. Borretsch passt gut zu Gurkensalat, deshalb nennt man ihn auch „Gurkenkraut". Natürlich kann er gemischt mit Schnittlauch, Dill und anderen Gartenkräutern zur Verfeinerung jedes Blattsalates dienen. Er wird auch bei Eierspeisen, Suppen, Fisch und Saucen verwendet.

Anbau
Eine Internetrecherche brachte Erfolg, denn man kann Samen für Neuzucht bestellen, in der Regel nur bei speziellen Samenanbietern.
Borretsch kann von März bis Juni direkt ins offene Beet gesät werden. Wie bei allen Dunkel-Keimern müssen die Samen gut mit Erde bedeckt sein. Der Reihenabstand sollte 40 - 50 cm betragen, da die Pflanzen groß und kräftig werden. Borretsch sollte auch nicht zu dicht an andere Kräuter oder Blumen ausgesät werden, da er diese leicht überwuchern würde. Ein durchlässiger, nahrhafter und ausreichend feuchter Boden trägt zu einem guten Wachstum bei. Das Ausdünnen der ersten aufgekeimten Pflänzchen fördert den Wuchs der stärksten Pflanzen. Später säen sich die Borretschsamen selbständig aus oder werden von Vögeln und Ameisen im gesamten Garten verteilt. Wundern Sie sich also nicht, wenn sich der Borretsch irgendwo wiederfindet, wo Sie gar keinen gesät haben.

Ernte
Die jungen Blätter des Borretsch sind am schmackhaftesten. Deshalb ist es zu empfehlen, eine Folgesaat vorzunehmen, damit sie jederzeit zur Verfügung stehen. Sie lassen sich gut einfrieren. Getrocknete Blüten können in luftdicht verschlossenen Gläsern aufbewahrt werden.

Links
Stilecht kochen
Naturlexikon
Gernot Katzers Gewürzseiten
Bingenheimer Saatgut

Bildquelle
www.pixelio.de

 

 
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